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Diabetes Typ 1: Italienische Forscher entdecken Zusammenhang mit Enteroviren

Auf dem 110. Treffen der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (American Society of Microbiology: ASM) in San Diego stellten italienische Wissenschaftler ihre Studie vor, die einen Zusammenhang zwischen Enteroviren und Diabetes Typ 1 nachweist. Sie hoffen, dass zukünftig mithilfe eines Enteroviren-Nachweises die Krankheit früh diagnostiziert werden können ...

Italienische Forscher haben bei Kindern, die kürzlich an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt sind, gehäuft Enteroviren nachgewiesen. Enteroviren können sehr unterschiedliche Erkrankungen auslösen, wie Magen-Darminfektionen, die Sommergrippe, Kehlkopfentzündungen, Erkrankungen der Atemwege (Lungenentzündung) und der inneren Organe (Herzmuskelentzündung). „Damit ist noch nicht bewiesen, dass Enteroviren Auslöser für Diabetes Typ 1 sind, aber dass sie in irgendeinem Zusammenhang stehen. Bekannt ist, dass die Zuckererkrankung bei Kindern und Jugendlichen u.a. auf Veranlagung beruht. Viren gehören zu den bisher diskutierten möglichen ‚Triggern’“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Bei Typ-1-Diabetes versagt bereits in jungen Jahren die körpereigene Blutzuckerkontrolle, indem das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift.

Prof. Antonio Toniolo und seine Kollegen von der Universitätsklinik Varese stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit auf dem 110. Treffen der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (American Society of Microbiology: ASM) in San Diego vor. Die Blutwerte bei 112 Kindern zwischen zwei und 16 Jahren, die in den endokrinologischen Abteilungen der Krankenhäuser in Varese und Pisa behandelt wurden, ergaben, dass 83% der Diabetes-Patienten mit Viren infiziert waren, während bei gesunden Kindern dies nur für 7% zutraf. Toniolo und Mitarbeiter konnten Enteroviren als alleinigen Auslöser für die Krankheit ausschließen, da sie zusätzlich das Blut von Familienangehörigen auf eine mögliche Enterovirus-Erkrankung hin untersuchten und nachweisen konnten, dass nur Infizierte, die zugleich eine genetische Veränderung (in HLA-Region auf Chromosom 6) hatten, die Zuckererkrankung entwickelten. Laut der Wissenschaftler müssten ähnliche Arbeiten in anderen Regionen ihre Ergebnisse bestätigen. Dann könnte man mithilfe eines Enteroviren-Nachweises die Krankheit früh erkennen, mögliche weitere Auslöser ausfindig machen und evtl. sogar neue Therapien entwickeln.

Enteroviren kommen weltweit vor. In deutschen Breitengraden häufen sich Enterovirus-Infektionen im Spätsommer. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch bzw. durch mit Stuhl oder Speichel verunreinigte Gegenstände sowie Lebensmittel. In Europa stecken sich jährlich mehrere Millionen Patienten – oft unbemerkt - mit den Viren an. Es gibt keine Impfung gegen diese Keime. „Der beste Schutz ist das Händewaschen und sorgfältige Lebensmittelhygiene“, so Dr. Fegeler.