Im Zusammenhang mit der Anorexia nervosa lässt eine an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB) abgeschlossene Doktorarbeit von Ann-Kathrin Kogel neue Aufschlüsse hinsichtlich der Präferenzen von betrachteten Bildern zu, die im Verlauf der gefährlichen Essstörung eine Bedeutung haben. Thema der Studie ist Identifikation störungsspezifisch belohnender visueller Stimuli bei Anorexia nervosa.
Sie wurde in Kooperation zwischen der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im LWL-Universitätsklinikum Bochum und dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg bearbeitetet. Die Studie wurde am 6. Mai 2021 im International Journal of Eating Disorders veröffentlicht.
Welche Reize motivieren, immer mehr abzunehmen?
Bei der Magersucht ist die Wahrnehmung des eigenen Körperbilds beziehungsweise das Körperbewusstsein gestört. Betroffene erachten sich als zu dick, obwohl sie in krankhaftem Ausmaß bis hin zu einem lebensbedrohlichen Untergewicht abnehmen. Inwiefern störungsspezifisch belohnende Reize auf Bildern eine Bedeutung für diese Essstörung haben, hat die Studie unter Leitung von Prof. Dr. Martin Diers, zuständig für Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, hinterfragt. „Im Vordergrund der Untersuchung steht die Belohnung und damit verbunden die Frage: Welche Stimuli sorgen möglicherweise am besten für die Motivation, immer mehr abzunehmen?“, erklärt der Grundlagenforscher und Psychologe den Hintergrund der Studie.
Die Bedeutung des Belohnungssystems für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Anorexia nervosa wurde bereits in mehreren Studien mit funktioneller Bildgebung untersucht. So wurde bisher oft von der Annahme ausgegangen, dass vor allem die Betrachtung von Bildern mit untergewichtigen Körpern einen bedeutenden Impuls liefert. Aufgrund der unzureichenden Datenlage wurden in der aktuellen Studie weitere Stimuli ermittelt, die spezifisch für Patientinnen mit Anorexie als belohnend analysiert worden waren.
Die Wissenschaftler identifizierten die sechs Unterkategorien gesundes Essen, Anerkennung durch andere, Disziplin, dünne Körper, Gewichtsverlust und Sport. Den Kategorien wurde entsprechendes Bildmaterial zugeordnet. Patientinnen mit Anorexie sowie Gesunde bewerteten diese Bilder ebenso wie neutrale Bilder wie etwa eines Eimers, eines Lochers oder eines Stuhls. Ein Ergebnis bestand unter anderem darin, dass die Patientinnen mit Anorexie die störungsspezifischen Reize höher bewerteten als Gesunde. Die Konfrontation mit diesen Reizen (Triggern) könnte somit als bedeutsam für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Anorexie erachtet werden. „Die Resultate unserer Studie sind aussagekräftig und eignen sich für Folgestudien“, so Diers abschließend.
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(Meike Drießen, Dezernat Hochschulkommunikation, Ruhr-Universität Bochum)
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Quellen: <link https: idw-online.de de news769319 _blank external-link-new-window external link in new>idw-online.de, <link https: www.kinderaerzte-im-netz.de http: news.rub.de presseinformationen wissenschaft _blank external-link-new-window>Ruhr-Universität Bochum, <link https: www.kinderaerzte-im-netz.de http: onlinelibrary.wiley.com doi eat.23526 _blank external-link-new-window>International Journal of Eating Disorders