Die Bundesregierung will einen Missbrauch des Beruhigungsmittels Ritalin eindämmen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), will einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge die Verschreibungspraxis ändern. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei dies bereits im Oktober vergangenen Jahres thematisiert worden. Ärzte sollen demnach Ritalin nur noch dann verordnen, wenn sie auch eine entsprechende Therapie anbieten können, sagte Ministeriumssprecherin Annelies Ilona Klug auf Anfrage und bestätigte damit den "Spiegel"-Bericht.
Laut "Spiegel" gilt das Medikament, das hyperaktiven Kindern mit so genanntem ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndrom ) verabreicht wird, in immer mehr Familien als Problemlöser. Experten schätzten, dass bis zu einem Fünftel der Grundschüler das Mittel häufig oder gelegentlich einnimmt. Rezepte für Ritalin erhielten die Eltern nicht nur bei Kinder- & Jugendärzten, sondern auch bei Zahnärzten, Gynäkologen oder Röntgenspezialisten. Das Gesundheitsministerium hatte sich bereits im August 2001 besorgt über den drastisch gestiegenen Konsum der Psycho-Pille geäußert.
Caspers-Merk fordere, dass höhere Dosen künftig nur noch zusammen mit einer geeigneten Therapie verordnet werden dürfen. Kinder unter sechs Jahren sollen gar kein Ritalin bekommen. Außerdem strebe die Drogenbeauftragte an, dass nur noch Ärzte das Medikament verschreiben dürfen, die eine einschlägige Zusatzqualifikation besitzen.
Ritalin hatte vor einigen Wochen mit dem Verdacht, es könne möglicherweise im Erwachsenenalter einmal zu Parkinson führen, für Schlagzeilen gesorgt. Doch der Berufsverband der Kinder- & Jugendärzte warnte eindringlich vor vorschneller Panikmache. (Redaktion "Kinder- & Jugendärzte im Netz" berichtete).
Lesen Sie hierzu eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- & Jugendärzte.