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Ein Kinderlied kann Neugeborene bei unangenehmen Untersuchungen beruhigen

Amerikanische Forscher*innen beobachteten, dass ein einfaches Schlaflied schmerzhafte Prozeduren wie die Entnahme von Fersenblut für Neugeborene leichter macht.

Ein klassisches Schlaflied wirkt beruhigend und kann dabei helfen, die Schmerzen zu lindern, die Neugeborene bei routinemäßigen medizinischen Eingriffen verspüren können. Diese Methode könnte eine nützliche Ergänzung zu anderen schmerzlindernden Maßnahmen sein, hoffen amerikanische Wissenschaftler*innen, die diese Beobachtungen in der Fachzeitschrift „Pediatric Research“ veröffentlicht haben.

Für die Studie erhielten Neugeborene im Krankenhaus vor einem Stich in die Ferse eine Zuckerlösung – eine Standardmethode zur Schmerzlinderung. Etwa die Hälfte der Säuglinge hörte vor, während und nach dem Eingriff außerdem ein klassisches Schlaflied aus Lautsprechern in der Nähe ihres Bettes. Die Gruppe mit Schlafliedern erreichte auf der Schmerzskala für Neugeborene zum Zeitpunkt des Stichs und danach geringere Werte (und zeigte damit weniger Schmerzen) als die Gruppe, die nur Zucker bekam, berichten die Forscher*innen in „Pediatric Research“.

Da die Kinder auch Zucker bekamen, sei es schwer zu sagen, ob die Musik alleine helfen würde, gibt Ass.-Prof. Dr. Mallory Perry-Eaddy, die als Krankenschwester auf einer Intensivstation für Kinder und im Bereich Pflege an der University of Connecticut in Storrs tätig ist, zu bedenken. Aber die Kombination von Musik mit anderen schmerzlindernden Methoden „könnte wirklich nützlich sein.“

Bis vor Kurzem glaubte die medizinische Fachwelt nicht, dass Neugeborene Schmerzen verspüren. Studien der letzten Jahrzehnte haben jedoch gezeigt, dass Säuglinge Schmerzen wahrnehmen und möglicherweise empfindlicher auf schmerzhafte Reize reagieren als Erwachsene. Müssen Säuglinge wiederholt schmerzhafte Eingriffe ohne schmerzlindernde Behandlung durchmachen, kann dies dauerhafte neurologische Folgen haben, wie z.B. eine verstärkte Schmerzwahrnehmung.

„Es ist sehr wichtig, dass wir vor den Eingriffen versuchen, den Überblick über [die Schmerzen] zu behalten“, betonte Perry-Eaddy, und nicht nur danach darauf achten, die Schmerzen zu lindern.
Fersenstiche und Blutentnahme gehören zu den routinemäßigen Eingriffen, bei denen Neugeborene kurz nach der Geburt Schmerzen haben können. Durch den Stich in die Ferse werden einige Blutstropfen für Untersuchungen gewonnen, unter anderem um bestimmte Erkrankungen festzustellen. Im Allgemeinen greifen Ärzt*innen und Krankenschwestern bei kleineren Eingriffen wie einem Fersenstich auf schmerzlindernde Methoden zurück, die keine Medikamente erfordern, ergänzte Dr. Saminathan Anbalagan, Neonatologe am Lincoln Medical and Mental Health Center in Bronx, New York. Dazu gehören der Hautkontakt des Säuglings zu einem Elternteil, dass die Mutter den Säugling stillt und dass das Neugeborene eine Zuckerlösung erhält.

Im Krankenhaus, in dem Anbalagan arbeitet, sei die Zuckerlösung in Kombination mit anderen nicht-pharmakologischen Ansätzen ein Standardverfahren, berichtete er. Er und seine Kolleg*innen wollten Musik als eine weitere mögliche Option untersuchen, da dies einfach umzusetzen und kostengünstig ist.

Das Forscherteam teilt 100 in Lincoln geborene Säuglinge nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe, die Schlafliedern hören sollte, und einer Gruppe ohne Musik zu. Für die Schlafliedgruppe begann das Lied „Deep Sleep“ aus „Bedtime Mozart: Klassische Schlaflieder für Babys“ 20 Minuten vor dem Fersenstich und spielte danach weitere fünf Minuten. Die Expert*innen beurteilten den Schmerz mithilfe einer Schmerzskala für Neugeborenen, die den Gesichtsausdruck des Neugeborenen, sein Atemmuster, ob das Baby weinte und andere Anzeichen berücksichtigt. Die Schmerzskala reicht von 0 bis 7.

Während des Fersenstichs hatte die Gruppe ohne Musik einen durchschnittlichen Schmerzwert von knapp 7. Hörten die Säuglinge jedoch das klassische Schlaflied, sank der Wert auf unter 5. Nach diesem Zeitpunkt [beim Fersenstich] sank der Gesamtwert für beide Gruppen in den nächsten fünf Minuten weiter. Die Schlafliedgruppe zeigte auch in dieser Phase geringere Schmerzwerte.

Laut Anbalagan sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Schmerzen bei Neugeborenen besser zu verstehen und die wirksamsten Maßnahmen dagegen zu ermitteln, einschließlich einer optimalen Kombination.

Quellen: sciencenews.org, Pediatric Research