Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Eingriffe am Herzen: Auch seelische Unterstützung wichtig

Eine deutsch-schweizerische Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder nach einer Herz-Operation auch seelische Unterstützung brauchen. Auch wenn betroffene Kinder unauffällig wirken, leiden sie demnach oft unter Ängsten und Depressionen...

Mittlerweile überleben die meisten Kinder mit angeborenen Herzfehlern und können ein fast normales Leben führen. Eine Übersichtarbeit von Wissenschaftlern aus der Schweiz und Deutschland kommt nun zu dem Ergebnis, dass auch wenn die Heranwachsenden schulisch unauffällig wirken, sie oft nach einer offenen Herzoperation psychische Probleme haben, wie z.B. Rückzugverhalten, Ängste, Depression. „Neben einer körperlichen Betreuung ist daher bei betroffenen Kindern auch die Beachtung psychischer Aspekte wichtig. Kinder, die eine Herz-OP hinter sich haben, litten laut der Studie doppelt so häufig an psychischen Störungen wie Gleichaltrige ohne diese Erfahrung. Deshalb sollten sie eine fachübergreifende Versorgung unter der Regie des Kinder- und Jugendarztes bekommen, der seine Patienten von klein auf kennt“, empfiehlt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinderkardiologe sowie Ausschusssprecher Prävention und Frühtherapie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Die Wissenschaftler werteten 35 Studien von 1990 bis 2008 aus, die sich mit der seelischen Gesundheit und der Lebensqualität von Kindern mit angeborenen Herzfehlern zwischen zwei und 17 Jahren befassten. „Demnach beurteilten Kinder ihre Lebensqualität auch abhängig von der Einstellung der Eltern. Bewahrten die Eltern eine positive Haltung, so passten sich die Kinder leichter an ihre Situation an. Waren Eltern dagegen ängstlich, wirkte sich dies auch negativ auf die Kinder aus. Dies zeigt, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern Unterstützung erhalten sollten, um eine Herzoperation ihres Kindes zu verarbeiten und im Alltag damit umzugehen“, so das Fazit von Dr. Kahl.

Etwa jedes 100. Neugeborene hat einen angeborenen Herzfehler. In Deutschland leben derzeit ca. 200.000 Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. Dank der verbesserten Diagnostik und Weiterentwicklung operativer Möglichkeiten und einer verbesserten postoperativen Versorgung erreichen etwa 90% der Kinder mit Herzfehlern das Erwachsenenalter. Vor etwa 25 Jahren verstarben demgegenüber noch 85% der Kinder mit Herzfehlern bis zum 18. Lebensjahr.