Amerikanische Forscher behaupten, dass Erwachsene kaum erkennen, wenn Jugendliche lügen. In ihrer Untersuchung sollten 30 Kinder in einer Interviewsituation eine Geschichte erzählen, die sie wirklich erlebt hatten, und eine erfundene Begebenheit. Die Jugendlichen zwischen 11 und 13 Jahren hatten zwei Minuten, um sich auf die Gesprächsituation vorzubereiten. Studenten, die durchschnittlich 26 Jahre alt waren, und nicht wussten, welche Erzählung der Wahrheit entsprach, waren die Zuhörer. Die Interviews wurden auf Video aufgenommen. Die Studenten deckten 55,6% der Lügengeschichten auf – also etwa die Hälfte, was reinem Zufall entsprechen kann. Laut den Wissenschaftlern war es kein Wunder, dass die Jugendlichen nicht beim Lügen erwischt wurden, denn sie schienen die Strategien der Erwachsenen, mit denen diese falsche Aussagen erkennen wollten, vorwegzunehmen. So gaben die Zuhörer an, dass sie einen Mangel an Details als Zeichen für die Unwahrheit interpretierten. Die Teenager berichteten auf der anderen Seite, dass sie das Hinzufügen von Details, die sie von den Erfahrungen anderer Menschen kannten, als Mittel benutzten, um glaubwürdig zu wirken. Auch Unsicherheit und Nervosität sahen die Erwachsenen als Merkmale für das Lügen an. Die Jugendlichen begegneten diesem Anschein, indem sie sich bewusst darum bemühten, ruhig zu bleiben.
Die Forscher schlossen daraus, dass es für Erwachsene wesentlich schwieriger ist, als sie selbst annehmen, bei einem Jugendlichen zu erkennen, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Ob die Studie auch auf alltägliche Situationen und die Eltern-Kinder-Beziehung übertragbar ist, muss noch in weiteren Forschungsarbeiten geklärt werden. Denn in der Versuchssituation forderten Erwachsene die Teenager auf, zu lügen, d.h., diese mussten keine Bestrafung erwarten, wenn sie erwischt wurden. Und auch das schlechte Gewissen spielte vermutlich keine so große Rolle, da das Lügen mit Erlaubnis der Erwachsenen geschah.