"Starkes Übergewicht bei Kindern ist eines der schwerwiegendsten Probleme im Bereich der öffentlichen Gesundheit des 21. Jahrhunderts", erklärte Dr. Miriam Garrido-Miguel von der Universität von Kastilien-La Mancha in Cuenca, Spanien, Erstautorin der Studie, gegenüber Reuters Health per E-Mail. "Dies ist ein globales Problem und betrifft auch viele Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Häufigkeit hat alarmierend zugenommen. Frühere Studien zur Entwicklung des Übergewichts bei europäischen Kindern hätten unterschiedliche Ergebnisse, wie Dr. Garrido-Miguel und ihre Kollegen am 5. August in JAMA Pediatrics online berichten. Sie analysierten 103 Studien mit mehr als 477.000 Kindern im Alter von 2 bis 13 Jahren aus 29 Ländern.
Die Verbreitung bzw. Gesamtprävalenz von Übergewicht und sehr starkem Übergewicht stieg von 20,6% in den Jahren 1999-2006 auf 21,3% in den Jahren 2011-2016. Belgien und die Niederlande hatten von 1999 bis 2006 mit 9% bzw. 10,2% den geringsten Anteil von Kindern mit Übergewicht und Adipositas, während Übergewicht bei Kindern in Griechenland (40,8%) und Spanien (31,9%) am häufigsten auftrat. In den Jahren 2011-2016 waren in Polen und der Schweiz wenige Kinder von Übergewicht und Adipositas betroffen (12,3% bzw. 14,4%). Die höchsten Quoten verzeichneten Griechenland (36,8%) und Italien (35,2%). Von 1999 bis 2006 hatte die Atlantikregion Europas die niedrigste Adipositasprävalenz (12,8%) und die iberische Region die höchste (31%).
Finanzielle Situation von Familien wirkt sich auf Ernährung der Kinder aus
Übergewicht war zwischen 2011-2016 bei Kindern in der Zentraleuropa am niedrigsten (13,2%) und in der Mittelmeerregion am höchsten (30,4%). Es zeigte sich, dass in Südeuropa Übergewicht und Adipositas viel häufiger als in Nordeuropa vorkam. Die Tendenz zu einem hohen Anteil von übergewichtigen Kindern in den Jahren 1999 bis 2016 war in mehreren Ländern negativ mit dem Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf für Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren verbunden, nicht jedoch für jüngere Kinder. Mehrere südeuropäische Länder verzeichneten während der Finanzkrise 2007-2010 einen Anstieg von Übergewicht und Adipositas, stellte Dr. Garrido-Miguel fest. "Während der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass Kinder schlechter essen - Familien kaufen tendenziell weniger frische und mehr stark verarbeitete Lebensmittel ein - und Kinder nehmen weniger an außerschulische Aktivitäten teil und treiben weniger Sport, was zu einer Gewichtszunahme beiträgt", verdeutlichte sie. "Wir haben auch festgestellt, dass in Ländern mit höherem BNE weniger Übergewicht oder Fettleibigkeit vorliegt, was bestätigt, dass neben genetischen Faktoren zahlreiche wirtschaftliche Faktoren und Lebensstilfaktoren einen Einfluss haben." Sie fügte hinzu: "Obwohl sich die Epidemie der Fettleibigkeit bei Kindern in Europa zu stabilisieren scheint, müssen Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität und einer mediterranen Ernährung, die die meisten Regierungen versuchen umzusetzen, noch fortgesetzt werden. Vor allem in den Mittelmeerländern müssen dringenden Maßnahmen ergriffen werden […], sonst ist die Gesundheit der nächsten Generationen von Erwachsenen und älteren Menschen gefährdet."
Quelle: <link https: www.medscape.com viewarticle _blank external-link-new-window external link in new>Medscape/Reuters Health, <link https: jamanetwork.com journals jamapediatrics article-abstract _blank external-link-new-window external link in new>JAMA Pediatrics