Im Kampf gegen das Übergewicht von Kindern wollen Experten den Verkauf ungesunder Lebensmittel an Schulen verbieten lassen. "Aufklärungsarbeit reicht hier einfach nicht mehr aus", sagt die stellvertretende Leiterin des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund, Privatdozentin Dr. Mathilde Kersting. Seit Jahren würden Informationsveranstaltungen über gesunde Ernährung für Kinder an Schulen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Krankenkassen, durchgeführt. Trotzdem ist der Anteil fettleibiger Kinder in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um 100%, der Anteil übergewichtiger Kinder um 50% gestiegen.
"Das zeigt eindeutig, dass die bisherigen Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt haben", so Dr. Kersting. Besonders die am stärksten von Übergewicht betroffenen Bevölkerungsteile, die ärmeren sozialen Schichten und Migranten, erreicht man durch eine erhöhte Aufklärungsarbeit am wenigsten. "Es ist sehr wichtig, endlich effektiv durchzugreifen." Dies könne aus ihrer Sicht nur mit nachhaltigen Maßnahmen erreicht werden. Dafür müsse zunächst das Umfeld der Kinder verbessert werden, zum Beispiel in der Schule. "Es ist nicht genug, den Kindern gesundes Essen einfach nur anzubieten", sagt die Ernährungswissenschaftlerin. "Kinder picken sich das raus, was sie mögen: Fettige und gebratene Lebensmittel."
Schulen müssten daher zu Schutzzonen für die Kinder werden, in denen keine ungesunden Lebensmittel erhältlich sind. "Süße Riegel und süße Getränke gehören da überhaupt nicht hin." Bei der Auswahl der geeigneten Lebensmittel sollten die Schulen Unterstützung erhalten, sagte Kersting. Das FKE hat daher Ordner mit Rezepten an alle deutschen Schulministerien verschickt, die an Ganztagsschulen zum Einsatz kommen können. Die Rezepte sind nährstoffmäßig berechnet, in Großküchen geprüft und von Kindern geschmacklich getestet worden.