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Fastenzeit auch für Kinder?

In der christlichen Tradition beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit. Manche Eltern fragen sich, vor allem wenn ihre Kinder übergewichtig sind, ob auch Kinder in dieser Zeit kürzer treten sollten. Frau Dipl. oec. troph. Birgitta Tummel beantwortet häufige Fragen dazu...

Nach christlicher Tradition nutzen viele die Zeit zwischen Karneval und Ostern zur Fastenzeit. Manche Menschen nehmen dies zum Anlass, eine Fastenkur zum Abnehmen und zum Entschlacken durchzuführen. Viele Eltern möchten auch ihre Kinder in die Fastenkur einbeziehen. Doch wie sinnvoll ist dies? Frau Dipl. oec. troph. Birgitta Tummel, Ernährungswissenschaftlerin aus Bonn, beantwortet Fragen dazu.

Ist das Fasten auch für Kinder möglich?

Ganz klar, nein. Kinder unter zwölf Jahren sollten nicht fasten. Dies ist interessanterweise auch in allen Religionen, die eine Fastenperiode kennen, so festgelegt. Fasten ist auch weniger zur Gewichtsabnahme gedacht, es ist vielmehr eine spirituelle Erfahrung und eine Übung im "Nichthabenmüssen". Statt auf Nahrung können Kinder für diese Erfahrung auch auf andere Dinge verzichten. Sie können zum Beispiel den Fernsehkonsum oder den Handy-Gebrauch einschränken, eine Weile lang keine weiteren Sammelkarten kaufen oder Ähnliches. Ein solches Fasten kann übrigens auch ein Beitrag zur Suchtprävention sein: Etwas, das sonst von außen schnelle Befriedigung bietet, muss ersetzt werden. Es gilt, unangenehme Gefühle auszuhalten, ungewohnte Möglichkeiten der Betätigung aufzusuchen, auf Bequemlichkeiten zu verzichten. Dies ist eine wichtige Erfahrung, nicht nur für Kinder.

Viele Kinder sind aber deutlich zu schwer für ihre Größe. Wäre die Fastenzeit nicht eine gute Gelegenheit, mit einer Diät zu beginnen?

Ich rate davon ab, Kinder "auf Diät" zu setzen. Dies ist häufig nur ein Einstieg in eine Diätkarriere, von der viele Erwachsene ein Lied singen können: Auf eine erfolgreiche Gewichtsabnahme folgt eine Zunahme über das Anfangsgewicht hinaus. Sinnvoller als eine zeitlich befristete Diät ist deshalb eine dauerhafte Umstellung auf ein gesundes Familienessen und mehr Bewegung. Es fällt Kindern außerdem viel leichter, sich gesund zu ernähren, wenn die ganze Familie mitmacht. Auch Bewegung lässt sich, z.B. als Radausflug, in den Familienalltag einbauen.

Wie sieht ein solches gesundes Familienessen aus?

Hier gelten die Regeln für eine ausgewogene Ernährung. Das Essen sollte vielseitig sein und fettarm. Obst, Gemüse, Vollkornbrot und Kartoffeln sollten die Basis bilden. Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag (jeweils ca. eine Hand voll) sättigen beispielsweise sehr gut, liefern wichtige Vitamine und kaum Kalorien. Milch und Milchprodukte wie Joghurt sollten ebenfalls täglich auf dem Tisch stehen. Fettarme Produkte, die nicht mehr als 1,5 Prozent Fett enthalten, liefern alle wesentlichen Inhaltsstoffe der Milch bei wenig Kalorien. Fettarmes Fleisch wie Schnitzel und Fisch runden den Speiseplan ab. Generell gilt aber: Kein Lebensmittel ist tabu. Es ist auch Raum für ein Stück Schokolade oder andere Süßigkeiten.

Hilft eine solche Ernährungsumstellung auch bei massiv übergewichtigen Kindern?

Grundsätzlich ist dies auch für diese Kinder die richtige Ernährung. Ein Therapieangebot speziell für übergewichtige Kinder kann dies noch unterstützen. In einer Gruppe Gleichgesinnter erleben diese Kinder zum Beispiel Bewegung ohne gehänselt zu werden. In Gruppensitzungen und Kochkursen erfahren sie Theorie und Praxis einer gesunden Ernährung.