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Fehlender Blickkontakt bei Kleinkindern kann auf autistische Störung hindeuten

Nimmt ein Kleinkind keinen Blickkontakt zu seiner Umwelt auf und beginnt nicht im Alter von einem Jahr zu brabbeln, so können dies mögliche Anzeichen für eine autistische Störung sein. Bei älteren Kindern können stark ausgeprägte Sonderinteressen oder wenig Freundschaften auf eine leichte Form des Autismus hindeuten...

Zeigt ein Kleinkind dauerhaft kein Interesse an anderen Menschen, indem es beispielsweise lächelt, Blickkontakt aufnimmt oder Verhaltensweisen nachahmt, so können dies möglicherweise Anzeichen für einen frühkindlichen Autismus sein. Gewöhnlich beginnt ein Kind im Alter von 12 Monaten zu brabbeln oder sich durch Winken sowie durch Deuten auf Gegenstände mitzuteilen. Spricht das Kind im Alter von 18 Monaten keine einzelnen Wörter oder bildet es mit 30 Monaten keine spontanen 2-Wort-Sätze, so sollte eine mögliche autistische Störung durch eine eingehende Untersuchung abgeklärt werden. Bei älteren Kindern können stark ausgeprägte Sonderinteressen oder fehlende Freundschaften auf leichtere autistische Störungen, wie z.B. das Asperger Syndrom, hinweisen.

Solche Auffälligkeiten kommen jedoch auch bei anderen Erkrankungen vor oder können Varianten einer normalen Entwicklung sein. Daher ist es schwierig, bei einem Entwicklungs- oder chronologischen Alter unter 18. Lebensmonaten Autismus sicher zu diagnostizieren. „Wenn ein Kind jedoch nicht zu sprechen beginnt oder erworbene Fähigkeiten wieder verliert, ist eine rasche Diagnosestellung notwendig, denn eine frühzeitige individuelle Förderung und Therapie kann dann die kognitive Entwicklung des Kindes deutlich verbessern“, empfiehlt Privatdozentin Dr. Freitag, die an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität des Saarlandes in Homburg tätig ist. Auch wenn Autismus bis heute nicht ursächlich geheilt werden kann, so können die betroffenen Kinder in vielen Bereichen durch eine ausreichende Förderung gute Fortschritte erzielen. Empirisch evaluierte Therapieansätze wurden kürzlich von Frau Dr. Freitag in dem Buch „Autismus-Spektrum-Störungen“ zusammengefasst. Daneben gibt es weitere empfehlenswerte Bücher zur Einführung und Therapie, z.B. von Brita Schirmer, Vera Bernard-Opitz und Fritz Poustka.

Man schätzt, dass in Deutschland 130.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an einem frühkindlichen Autismus leiden. Die leichteren autistischen Störungen, wie atypischer Autismus oder Asperger-Syndrom, finden sich bei weiteren geschätzten 250.000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Von den meisten Formen einer autistischen Störung sind Jungen weitaus häufiger betroffen als Mädchen.