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Fernsehserien: Familienbilder im Wandel der Jahrzehnte

Das Grimme-Institut hat im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend untersucht, wie die Familie bzw. die Idealvorstellung einer Familie im Fernsehen wiedergegeben wird. Die Studie zeigt u.a. einen deutlichen Wandel des Familienbilds in den letzten Jahrzehnten…

Das Fernsehen spiegelt häufig wider, was die Zuschauer gerne sehen wollen. Es gaukelt Wunschbilder vor und übt umgekehrt auch einen großen Einfluss auf Menschen aus - insbesondere auf die jüngere Generation, die dort nach Vorbildern sucht. Das Grimme-Institut hat nun im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend untersucht, wie die Familie im Fernsehen, z.B. in Familienserien, Doku-Soaps u.a. dargestellt ist.

Heile Familie als Idealbild in den Fünzigerjahren
In den Fünfzigerjahren waren Familienserien sehr beliebt, sie stellten das „Idealbild“ bzw. die Wunschvorstellung einer Familie dar. Die Familie bot demnach Rückhalt und versprach ein erfülltes Leben. Der Vater war das Familienoberhaupt, das das Geld verdiente und dem sich die Frau und die Kinder unterzuordnen hatten. Die Mutter war selbstverständlich Hausfrau. Dieses Bild ändert sich bis Ende der Sechzigerjahre kaum. Auch in der Erziehung bleiben Väter die Entscheidungsträger und Mütter vermitteln zwischen Kindern und Vater. Während in den Fünfzigerjahren drei Kinder in der „Fernsehfamilie“ üblich waren, tendiert sie Ende der Sechzigerjahre eher zu zwei Kindern. Nur kleine Fälle von Auflehnung seitens der Kinder oder Frauen kündigen einen Bruch in der herkömmlichen Rollenverteilung an. Auch nähern sich Frauen dem Berufsleben, indem sie ihre Männer im Beruf unterstützen dürfen, z.B. der Arztpraxis des Mannes oder im Hotel des Mannes.

Familie in der Kritik der Siebzigerjahre
Mit dem gesellschaftlichen Wandel der Siebzigerjahre darf auch unharmonisches Familienleben dargestellt werden. Kritik ist erlaubt und Familien im Fernsehen entsprechen nicht mehr idealisierten Vorstellungen. Die Familie wird zudem nicht mehr als Ort des Rückzugs beschrieben. Dennoch ist der Mann in den Medien meist noch das Familienoberhaupt, jedoch nicht ohne auch mal Widerspruch dulden zu müssen. Auch Frauen dürfen berufstätig sein, aber sie sind nach wie vor allein für den Haushalt und die Kinder zuständig. Die Mehrfachbelastung durch Kinder, Beruf und Haushalt scheint in den Serien leicht zu bewältigen zu sein.

Gleichberechtigter Umgang zwischen Eltern und Kindern in den Neunzigerjahren
Die „Emanzipation“ der Kinder und Mütter lässt sie in den Achtzigerjahren selbstbewusster auftreten und die Überväter aus den Serien verschwinden. Nun hat der Rückzug ins Private und in die Familie wieder Vorrang vor anderen gesellschaftlichen Aktivitäten. In diese Zeit fällt auch der Start der Dauerserie „Die Lindenstraße“. Bis in die Neunzigerjahre bleibt die Familie der Mittelpunkt, auch wenn immer mehr Mütter berufstätig sind. Eltern und Kinder haben nun eine relativ gleichberechtigte Beziehung zueinander. Auch Kinder dürfen ihre Meinung sagen. Wie in der Realität nehmen in den Filmen Ein-Kind-Familien zu. Die Schwierigkeiten des Alltags - Dreifachbelastung durch Haushalt, Kinder und Beruf, Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten - treten jedoch in den Serien meist nicht auf. Konflikte zwischen Kindern und Eltern werden kaum thematisiert. Die Erziehung ist im Fernsehen scheinbar ohne Reglementierung möglich.

Erziehungsfragen erobern heute das Fernsehen
Ende der Neunziger Jahre und mit Beginn des neuen Jahrtausends bleibt die Familie wichtiger Bezugspunkt für die Menschen, auch wenn immer mehr Bruchfamilien bzw. Ersatzeltern die „klassische Familie“, Vater-Mutter-Kinder, verdrängen - im Fernsehen mehr als im wirklichen Leben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuung, partnerschaftliche Arbeitsaufteilung sowie die soziale Lage der Familien spielen in den aktuellen Familienserien kaum eine Rolle. Erziehungsfragen werden aber in Doku-Soaps zunehmend aufgegriffen und spezielle Coaching-Formate bei privaten Sendern, wie z.B. "Die Super Nannys", "Die Super-Mamis", die sich mit Erziehungsproblemen befassen, liegen voll im Trend.

Die Studie des Adolf Grimme-Instituts finden Sie unter www.bmfsfj.de