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Fit für die Schule

Ein Kind galt in den meisten Bundesländern für das kommende Schuljahr als schulpflichtig, wenn es bis zum 30. Juni sechs Jahre alt geworden war. Heute liegt der Stichtag in vielen Bundesländern später. 2005/06 wurde der Stichtag in Bayern vom 30. Juni auf den 31. Juli verlegt. In den folgenden sechs Jahre soll das Schuleintrittsalter jeweils um einen Monat gesenkt werden. Für das Schuljahr 2010/11 gilt dann der 31. Dezember als Stichtag für die Schulpflicht. In Berlin gilt seit 2005 der 31. Dezember als Stichtag. Mit der Stichtagflexibilisierung soll die vorzeitige Einschulung erleichtert und die Zurückstellung vom Schulbesuch erschwert werden. Für manche Eltern stellt sich die Frage, ob ihr Kind früher oder später zur Schule gehen soll...

Bis zum Schuljahresbeginn wird ein schulpflichtiges Kind auf seine "Schulreife" bzw. "Schulfähigkeit" hin untersucht. Je nach Bundesland findet diese Untersuchung beispielsweise in der Schule, im Kindergarten oder im Gesundheitsamt statt. Bei diesem Test werden nicht nur die körperliche und geistige, sondern auch die seelische und soziale Reife beurteilt. Zusätzlich können der Impfpass und das Vorsorgeheft auf Vollständigkeit hin überprüft sowie das Gewicht und die Größe bestimmt werden. Ein Nachweis über die Untersuchung muss in der Regel bei der Einschulung vorgelegt werden. Der "Schulreifetest" dient aber nicht als einziges Entscheidungskriterium für die Schulfähigkeit, er hat immer nur empfehlenden Charakter.

Körperliche Fertigkeiten
Um in der Schule zurechtzukommen, sollte das Kind beispielsweise sich selbstständig anziehen, eine Schleife binden und mit Bleistift und Papier umgehen können. Es sollte sichergestellt sein, dass das Kind über eine gute Seh- und Hörfähigkeit verfügt und ein angemessenes Durchhaltevermögen hat, um dem Schulunterricht folgen zu können. Wenn das Kind beispielsweise mit dem über den Kopf gelegten Arm das gegenüberliegend Ohr fassen kann, hat es die körperliche Kleinkindform hinter sich gelassen. Weitere Kriterien für die Schulfähigkeit können sein, ob das Kind auf einem Bein hüpfen, auf einen Stuhl klettern und ruhig sitzen kann.

Soziale und emotionale Reife
Um sich in einer Klasse zurechtfinden zu können, sollte sich das Kind auch in eine Gemeinschaft einordnen können und eine gewisse Selbstkontrolle besitzen. Ein schulfähiges Kind darf sich durch einen Rückschlag nicht völlig entmutigen lassen. Es sollte natürlich auch Freude am Spiel mit anderen Kindern haben und gerne mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen. Auch der Kindergarten kann beispielsweise Anhaltspunkte über das Verhalten des Kindes in der Gruppe geben.

Geistige Fähigkeiten
Bei der Einschulungsuntersuchung wird u.a. auch beurteilt, wie weit der "Schulanwärter" in seiner sprachlichen Entwicklung fortgeschritten ist. Um dem Unterricht folgen zu können, ist auch eine gewisse Merkfähigkeit notwendig sowie die Fähigkeit, Farben, Formen und Größenunterschiede richtig einordnen zu können.

Ein Jahr vorziehen oder warten?
Wenn Eltern unsicher sind, ob ihr Kind zurückgestellt oder vorzeitig eingeschult werden soll, sollten sie das Gespräch mit dem Kinder- und Jugendarzt und dem Kindergarten suchen. Der Kinder- und Jugendarzt kennt das Kind von klein auf und kann seinen Entwicklungsstand beurteilen. Wenn ein schulpflichtiges Kind selbst nicht in die Schule will und unter Trennungsängsten leidet, sollten Eltern nach den Ursachen forschen und evtl. eine Beratungsstelle aufsuchen. Die meisten Kinder im schulfähigen Alter sind wissbegierig und freuen sich auf ihre Einschulung, da sie nun endlich zu den "großen Schulkindern" gehören. Sie müssen deshalb nicht mit besonderen Lernprogrammen auf den Unterricht vorbereitet werden. Vorschulerfahrungen können den Übergang zur "richtigen" Schule jedoch erleichtern, da die benötigten Kenntnisse und Fertigkeiten dort bereits spielerisch geübt werden.

TV-Tipp: In der Sendung "Wir in Bayern - Das Magazin am Nachmittag" (Bayerisches Fernsehen) haben Eltern am 7. September ab 16:05 Uhr die Möglichkeit, sich zu diesem Thema zu informieren. Als Expertin ist Frau Dr. Heike Kovács, Medizinjournalistin, im Studio. Sie können auch Fragen zum Thema unter der Telefonnummer 0137/44 45 41 stellen.