„Zu lasch, zu unverbindlich, und die Umsetzung liegt soweit in der Zukunft, dass sie den Kindern heute schon nicht mehr hilft. Für die derzeit 1,1 Mio. übergewichtigen und 800.000 adipösen Kinder und Jugendliche kommen diese Maßnahmen - die freiwillig, also völlig unverbindlich sind, und erst 2025 kommen sollen - ohnehin zu spät. „Kinder - vor allem aus benachteiligten Familien - sind durch zu spät oder gar nicht eintretende Maßnahmen in hohem Maße gefährdet ebenfalls dick zu werden“, urteilte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach beim diesjährigen Forum Gesundheits- und Sozialpolitik am 15.05.2019 in Berlin, an dem MdB Renate Künast, (Bündnis 90/Die Grünen), Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL), MdB Dietrich Monstadt (CDU/CSU), Dr. med. Sigrid Peter, Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), Dr. Robert Schaller vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Sabine Schulz-Greve, Geschäftsführerin der „Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin e.V.“ teilnahmen.
Es wurde intensiv und kontrovers diskutiert: Nachdem Dr. Robert Schaller und Christoph Minhoff die Strategie des BMEL und die Reduktionsstrategie verteidigten, betonte Renate Künast unter Applaus: „Die Kinder werden mit Werbung für ungesundes Zeug beballert, die Eltern müssen sich für ihre Kinder kloppen, um gute Ernährung zu erreichen“, und appellierte weiter: „Wir müssen die Kinder schützen, nicht die Konzerne!“ Auch Dietrich Monstadt argumentierte, freiwillige Maßnahmen der Industrie würden nicht weiterhelfen. Stattdessen würden Kinder immer dicker und insgesamt stiege die Zahl der adipösen Menschen und der an Diabetes Erkrankten. BVKJ-Vizepräsidentin Dr. Sigrid Peter erläuterte, was helfen würde: Einfache Kennzeichnung der Lebensmittelinhaltsstoffe auf der Packungsvorderseite, Werbeverbot für speziell an Kinder gerichtete Lebensmittel, kein Verkauf von zuckerhaltigen Getränken in Schulen und eine Zuckersteuer. Konsumsteuern auf Lebensmittel seien keine Verbote, die Verbraucher könnten immer noch frei entscheiden, was sie kaufen möchten. Außerdem betonte Dr. Sigrid Peter, dass der Zusammenhang zwischen Armut, einem Mangel an Bildung und Adipositas endlich angegangen werden müsse. Wie wirksam Qualitätsstandards für Kita- und Schulessen sind, für die sich der BVKJ bundesweit einsetzt, stellte Sabine Schulz-Greve am Beispiel der Berliner KiTa- und Schulen dar. Ein weiterer Meilenstein werde die kostenlose Schulverpflegung sein, die der Berliner Senat beschlossen hat.
Kinder haben nicht nur das Recht auf gesundes Aufwachsen, der Staat und die Gesellschaft sind in der Pflicht, es ihnen zu ermöglichen. Dafür - so das Fazit des BVKJ - brauchen wir schnell eine wirksame Verhältnisprävention.
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