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Frühe Intervention und Hilfe gegen Kindesvernachlässigung - vom Neben- zum Miteinander

Kinder- und Jugendärzte beraten derzeit gemeinsam mit anderen Experten auf einer Fachtagung in Berlin, wie sich am besten Kindesvernachlässigung und
-missbrauch verhindern lassen. Im Mittelpunkt steht eine sinnvolle Vernetzung, um Risikofamilien frühzeitig zu erkennen und ihnen Hilfe anbieten zu können...

Auf Einladung der „Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe“ des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. beraten vom 16. bis 28. April im Ernst-Reuter-Haus in Berlin Kinder- und Jugendärzte aus Praxis, Klinik und öffentlichem Gesundheitsdienst mit Psychologen, Kinder- und Jugendpsychiatern, Sozialarbeitern, Mitarbeitern von Jugendämtern und Beratungsstellen, Polizei und Justiz, wie man sich sinnvoll vernetzen kann, um Risikofamilien frühzeitig zu identifizieren und ihnen aufsuchende Hilfe anbieten kann, damit Kindesvernachlässigung und -missbrauch verhindert werden. Dazu haben sich etwa 250 Interessierte eingefunden.

Im Rahmen der Fachtagung werden mehrere Modelle früher Intervention vorgestellt und diskutiert, es wird über den Stellenwert der pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen gesprochen, über den Stellenwert der Schweigepflicht, die Bedeutung von Hilfekonferenzen und Case-Management und die Defizite im derzeitigen System.

In seiner Eröffnungsrede hat der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Wolfram Hartmann, gestern betont, dass die Kinder- und Jugendärzte von der Politik erwarten, dass sie die Pflichten der Eltern, sich für das Wohl ihrer Kinder nachhaltig einzusetzen, ihnen alle Früherkennungs-untersuchungen und Impfungen zukommen zu lassen, nachhaltig regeln und es den Ärzten ermöglichen, auch bereits im Vorfeld von Kindesvernachlässigung und -misshandlung im Interesse des Kindeswohls unter Umgehung der Eltern mit Erzieherinnen und Lehrern zu sprechen. Die Justiz wurde ermahnt, dem Kindeswohl einen wesentlich höheren Stellenwert vor dem Elternrecht einzuräumen. Die Kommunen wurden aufgefordert, entsprechend dem Beispiel der Stadt Dormagen alle neugeborenen Kinder aufzusuchen und den Eltern Hilfen anzubieten, damit keine Familie von vorneherein stigmatisiert wird, Risikofamilien aber rechtzeitig identifiziert werden.

Alle Beteiligten erhoffen sich von dieser Fachtagung ein Signal für das Wohl der Kinder in unserer Gesellschaft.