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Frühsommer-Meningo-Enzephalitis: Auch bei Auslandsaufenthalten über Ansteckungsrisiko durch Zecken informieren

Das Risiko, aufgrund eines Zeckenbisses an einer Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) zu erkranken, besteht nicht nur in den FSME-Risikogebieten in Deutschland - insbesondere in Süddeutschland -, sondern auch in anderen Ländern. Im nahen Ausland besteht vor allem in Tschechien und Österreich sowie in großen Teilen der Schweiz und in Polen ein Infektionsrisiko.

„Die durch Zecken übertragene Enzephalitis ist eine Infektionskrankheit des Zentralnervensystems, die durch ein Flavivirus verursacht und normalerweise durch den Biss infizierter Zecken ausgelöst wird – in sehr seltenen Fällen durch den Verzehr verunreinigter Rohmilchprodukte. Wenn sich Familien in den Ferien vermehrt im Freien aufhalten wollen und noch nicht gegen FSME geschützt sind, sollte Eltern sich vorab über die Verbreitung von befallenen Zecken in der Urlaubsregion informieren“, rät Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Das Vorkommen der Zecken hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. In Deutschland, in Tschechien, in Österreich und in der Slowakei hat sich von 2015 bis 2017 die Anzahl der registrierten FSME-Fälle insgesamt nahezu verdoppelt. „Kinder erkranken in der Regel nicht so schwer wie Erwachsene, und es sind nur wenig Todesfälle bei über Zehnjährigen und keine bei unter Zehnjährigen bekannt. Doch weisen europäische Daten einer aktuellen Schweizer Studie darauf hin, dass Kinder nach einer Ansteckung länger unter geistigen Problemen leiden können“, gibt Dr. Fegeler zu bedenken. Kognitive Probleme wurden demnach in 12% bis 69% der betroffenen minderjährigen Patienten in der Folge einer FSME festgestellt. Bis zu zwei Drittel der Kinder berichteten über Kopfschmerzen, Müdigkeit und geistige Probleme. Eltern gaben bei über einem Viertel der Kinder an, dass sie seit der Infektion unter anhaltenden Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblemen litten. Lehrer beobachteten ebenso Beeinträchtigungen bei ihren Schülern nach einer FSME, wie beispielsweise Verschlechterung der Noten.

Der typische Verlauf der Krankheit ist zweiphasig. Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch) von 8 Tagen treten wenige Tage lang unspezifischen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit und Muskelschmerzen auf. Nach einer symptomfreien Woche kann etwa ein Drittel der Infizierten neurologische Beschwerden entwickeln, die von leichter Meningitis (Hirnhautentzündung) bis zu einer schweren Enzephalitis (Gehirnentzündung) reichen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine schwere FSME-Erkrankung.

Geschlossene, helle Kleidung, langärmelige Oberbekleidung, die auch den Kopf und die Nackengegend schützt, und festes Schuhwerk können bei Wanderungen vor Zecken schützen. Über die Hose gestülpte Socken verhindern, dass Zecken an den Beinen hochklettern können. Die Wirkung von Zecken-abweisenden Mittel hält meist nicht lange an.

In Übereinstimmung mit der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Impfkommission der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ) die FSME-Impfung ab einem Alter von 3 Jahren. Schützen sollten sich alle Personen, die sich in FSME-Risikogebieten innerhalb und außerhalb Deutschlands aufhalten. Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich. Danach sind regelmäßig Auffrischimpfungen nötig, um den Schutz aufrechtzuerhalten.

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 583 FSME-Fälle gemeldet, etwas über 10% davon waren Minderjährige.

Quellen: Ticks and Tick-borne Diseases (<link https: doi.org j.ttbdis.2018.08.004 _blank external-link-new-window external link in new>1, <link https: doi.org j.ttbdis.2018.08.004 _blank external-link-new-window external link in new>2), <link https: doi.org _blank external-link-new-window external link in new>Euro Surveill., RKI

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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.