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Fußbekleidung für Kinder sorgsam auswählen

Studien am Universitätsklinikum Tübingen haben ergeben, dass ein Großteil der 2- bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen zu kleine Schuhe anhaben. Gerade Füße von kleinen Kindern können leicht Schaden durch zu enge Schuhe nehmen, denn sie bestehen aus einem relativ weichem knorpeligen Gewebe…

Damit die Füße einen Menschen im Laufe seines Lebens viele Tausend Kilometer weit tragen können, müssen sie gesund sein. Voraussetzung dafür ist das richtige Schuhwerk - von den ersten Schritten an. Doch häufig passen gerade die Schuhe der Kleinsten nicht richtig. Studien am Universitätsklinikum Tübingen haben ergeben, dass mehr als 60% aller 2- bis 14-Jährigen zu kleine Schuhe tragen.

Kinderfüße lassen sich leicht „verbiegen“Kinderfüße bestehen aus relativ weichem knorpeligen Gewebe. Sie sind noch im Wachstum. Wenn sie darin eingeschränkt werden - zum Beispiel, weil sie vorne am Schuh anstoßen - führt das leicht zur Abschwächung der Muskulatur und zu Fehlstellungen. „Zu den ersten Symptomen zählen Druckstellen, Blasenbildung und raschere Ermüdbarkeit des Fußes“, erklärt Manfred Nelitz, Oberarzt an der Orthopädischen Universitätsklinik Ulm. Dann folgen Zehen-Fehlstellungen.

Pro drei Zentimeter Körperwachstum wächst der Fuß um fünf MillimeterDauerhafte Schäden der Knie- und Hüftgelenke und der Wirbelsäule gibt es zwar nur sehr selten. Aber bis die ersten Beschwerden auftreten, dürfen Eltern trotzdem nicht mit dem Kauf neuer Schuhe warten. „Bei Kindern kann man grob sagen: Pro drei Zentimeter Körperwachstum wächst der Fuß um fünf Millimeter“, erklärt Nelitz.
„Bei Kleinkindern unter drei Jahren heißt das: Der Fuß wächst im Monat um einen bis eineinhalb Millimeter, bei älteren Kindern über drei Jahren etwa ein Millimeter pro Monat.“ Alle drei bis vier Monate sollten deshalb die Schuhe überprüft werden.

Am einfachsten geht das, indem die Sohle herausgenommen wird und das Kind sich daraufstellt. „Vorne muss mindestens zwölf Millimeter, also eine Daumenbreite, zum Abrollen Platz sein“, sagt Marlene Mauch, Sportmedizinerin aus Basel. Alternativ wird aus leichter Pappe eine Schablone des Fußes angefertigt und in den Schuh gelegt.

Füße richtig messen und Schuhe sorgfältig probierenIm Geschäft sollte das Kind die alten Schuhe gleich ausziehen und in Strümpfen laufen, rät Konrad Weissler, Kinderschuhexperte am Deutschen Schuhinstitut in Frankfurt/Main. „Meist sind die bisherigen Schuhe schon etwas knapp: Die Kinder ziehen die Zehen ein und halten sie auch eine Weile angezogen.“ Durch das Laufen auf Socken entspannt sich der Fuß, so dass seine Länge und Weite genauer vermessen werden kann.

Dazu wird in den meisten Geschäften ein WMS-Meßbrett verwendet. Dabei steht W für weit, M für mittel und S für schmal. „Die Eltern sollten darauf achten, dass die Messung in Ruhe stattfindet, dass das Kind fest steht und auch kein Hosenbein dazwischen hängt“, so Weissler. Entscheidend für die Zuordnung zu einer Größe und zu einer der Weitenkategorien ist die längste beziehungsweise breiteste Stelle des Fußes.

Blind vertrauen dürfen Eltern dieser Zuordnung jedoch nicht. „Wie bei Erwachsenen-Schuhen fällt das eine Modell größer und das andere kleiner aus“, warnt Orthopäde Nelitz. Schuhe müssen deshalb beim Kauf immer probiert werden. Dabei sollte nicht nur die Länge, sondern auch die Weite kontrolliert werden. Ein zu schmaler Schuh führt vor allem im Vorfuß zu Problemen: Dieser wird eingeengt, der große und der kleine Zeh zueinander hingedrückt. „Die Folgen sind letztlich dieselben Fehlstellungen wie bei zu kurzen Schuhen“, sagt Nelitz.

Anpassungsfähige SchuheIst der Schuh dagegen zu weit, so rutscht der Fuß nach vorne. „Besonders wichtig ist, dass der Fuß in der Flexzone im Ballenbereich Halt hat, damit er richtig abrollen kann“, sagt Sportmedizinerin Mauch. Hilfreich sind möglichst vielseitige Anpassungsmechanismen: Drei Klettverschlüsse sind besser als einer, sechs Ösen für die Schnürsenkel besser als zwei. Schließlich gilt auch dem Material ein prüfender Blick: „Der Schuh sollte sich dem Fuß anpassen und nicht der Fuß dem Schuh“, betont Nelitz. Das bedeutet: Die Sohle sollte möglichst biegsam, weich und leicht sein.

Eltern, die all diese Kriterien erfüllt sehen wollen, müssen tief ins Portemonnaie greifen. Eine preisgünstige Alternative gerade bei Kleinkindern ist Second-Hand-Kauf. Gegen gebrauchte Schuhe spricht nach Ansicht der Experten nichts - vorausgesetzt, sie passen.

Der richtige Zeitpunkt für den SchuhkaufNicht jeder Zeitpunkt ist für den Schuhkauf gleich gut geeignet. Das muss berücksichtigt werden. „Durch Belastung und Bewegung nimmt der Fuß im Laufe des Tages an Volumen zu“, erläutert Konrad Weissler, Kinderschuhexperte am Deutschen Schuhinstitut in Frankfurt/Main. „Lederschuhe kauft man am besten vormittags: Das Leder umschließt den Fuß gut und dehnt sich mit aus, dadurch passt der Schuh den ganzen Tag gut.“ Gummistiefel hingegen oder Schuhe aus textilen Materialien dehnen sich nicht. Sie werden besser nachmittags anprobiert. Sind Schuhe zu schmal, kann man sich laut Weissler zur Not mit einem einklebbaren Fersenkissen helfen. Wichtig ist, dass die Seitenteile des Kissens am Knöchel hoch genug sind.