Erst kürzlich hat eine amerikanische Studie, die auf der AAP National Conference & Exhibition vorgestellt wurde, vor Aquaperlen gewarnt. Und auch deutsche Expert*innen betonen, dass die bunten Kügelchen nicht so harmlos sind, wie sie aussehen.
„Wasserperlen sind online und in großen Geschäften erhältlich, die Spielzeug oder Gartenbedarf anbieten, sowie in Bastelläden“, erklärte Bryanna Emr, MD, FACS, Assistenzprofessorin für Kinderchirurgie vom Penn State Health Children’s Hospital in Hershey, Pennsylvania, gegenüber Healio. „Sie werden Kindern oft als sensorisches Spielzeug zum Spielen gegeben. Auch als Feuchthaltemittel und als Dekoration finden sie Anwendung. Die Perlen sind klein und bunt, was zum Spielen mit ihnen verleitet, und sie lassen sich leicht schlucken.“
Die superabsorbierende Polymerkügelchen können sich bei Kontakt mit Flüssigkeiten bis auf das 400-fache ihrer ursprünglichen Größe ausdehnen, und obwohl die meisten von selbst durch den Magen-Darm-Trakt wandern, können sie Darmverschlüsse verursachen, die eine Operation erfordern, schrieben Emr und Kolleg*innen.
Emr und Kolleg*innen führten eine systematische Überprüfung von 46 Studien zu Darmverschlüssen nach Einnahme dieser Kügelchen mit insgesamt 89 Patient*innen durch (64% Mädchen; Durchschnittsalter ca. 14 Monate). Fast alle Kinder mussten sich übergeben (92%) und etwa die Hälfte hatte einen aufgeblähten Bauch (48%). Röntgenaufnahmen des Bauchraums zeigten selten einen Darmverschluss, während es im Ultraschall eher gelang, die Fremdkörper zu identifizieren.
Die meisten Kinder (84%) mussten sich einer Bauchoperation unterziehen, um die Kügelchen zu entfernen, die bei der Entnahme durchschnittlich fast 34 mm groß waren.
In einigen Fällen traten auch postoperative Komplikationen auf. Meist mussten die Kinder erneut operiert werden, um Kügelchen zu entfernen, die beim ersten Mal nicht gefunden worden waren. Es wurde ein Todesfall gemeldet.
„Bewahren Sie Wasserperlen außerhalb der Reichweite von Kleinkindern auf […]“, mahnten die Autor*innen deshalb als Fazit.
Auch Erstickungsgefahr, Lungenprobleme und Gehörgangschäden möglich
Dr. Till Dresbach, Oberarzt Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Bonn, warnt auf der Seite „Kinder Notfall Bonn“ davor, dass die Perlen zudem im gequollenen Zustand die Atmung behindern und zu Erstickungsunfällen führen können. Atmen Kinder die Aquabeads ein, können sie schwere Lungeninfektionen zur Folge haben. Schieben kleine Kinder die kleinen Perlen in den Gehörgang, quellen sie dort und verbleiben länger, können sie das Trommelfell durchdringen und im schlimmsten Fall einen Hörverlust verursachen.
Quelle: Healio, springermedizin.de, Am J Emerg Med, Kindernotfall Bonn, Klin Padiatr