Werden mehrere Shishas in einem engen, schlecht belüfteten Raum verwendet, kann ebenso rasch und unbemerkt zu gesundheitsschädlichen Kohlenmonoxid-Konzentrationen kommen. Da das Gas geruchs-, geschmacks- und farblos ist, bemerken Betroffene nicht, dass sie sich vergiften. „Beim Einatmen von Kohlenmonoxid verdrängt dieses den Sauerstoff im Blut und führt zu Sauerstoffmangel im Körper und in der Folge zu Zellschäden. Eine Vergiftung zeigt zu Beginn nur unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Schwindel. Später können Herzrasen, Bewusstseinsstörungen hinzukommen. Bei niedrigen Konzentrationen des Gases im Raum kann es Stunden dauern, bis Beschwerden auftreten. Bei hohen Konzentrationen kann es innerhalb von Minuten zu lebensgefährlichen Vergiftungen kommen. Kinder und Jugendliche werden häufiger als Erwachsene ohnmächtig“, warnt Dr. Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Eine Düsseldorfer Doktorarbeit zu Kohlenmonoxidvergiftungen beim Gebrauch von Wasserpfeifen beobachtet ebenso, dass Bewusstseinsverslust als Hauptsymptom in 39% der Fälle auftrat. Die Patienten waren überwiegend junge Erwachsene, der jüngste Patient war erst 13 Jahre alt. „Durch die Ohnmacht steigt das Risiko, dass die Shisha-Konsumenten dem Gas länger ausgesetzt sind, wenn andere die Gefahr nicht rechtzeitig erkennen“, so Professor Nentwich. Generell verbietet das Jugendschutzgesetz (§ 10 JuSchG) Kindern und Jugendlichen den Erwerb und Konsum von Tabakwaren – dazu gehören auch Shishas. In der Öffentlichkeit dürfen sie keinen Tabak rauchen. Dies Regelung schließt nikotinfreie E-Zigaretten und E-Shishas mit ein.
Langzeitschäden nach einer Kohlenmonoxidvergiftung können sich auch nach einer Phase von Tagen oder Wochen ohne Beschwerden bemerkbar machen. Es sind Schädigungen der Herzmuskelzellen und Nervenzellen im Gehirn möglich. „Insgesamt entwickeln Kinder gegenüber Erwachsenen früher Beschwerden, können sich i.d.R. jedoch besser als Erwachsene erholen“, ergänzt Professor Nentwich.
Weitere Ursachen für Kohlenmonoxidvergiftungen sind Kamine und Kaminöfen bzw. offene Feuerstellen oder Gasthermen, die nicht sachgerecht betrieben oder gewartet werden. Benzingetriebene Stromgeneratoren, die privat nicht richtig eingesetzt werden, gelten ebenso als Gefahrenquelle. Wenig bekannt ist, dass aus dem Harz der Holzfasern von Holzpellets Kohlenmonoxid ausgasen kann. Deshalb sollten die Türen zu den Lagerräumen geschlossen bleiben und die Räume gesondert gut belüftet sein. Kinder haben am besten keinen Zugang dazu. Da herkömmliche Rauchmelder Kohlenmonoxid nicht erkennen, empfiehlt sich in Wohnungen mit Gasheizungen, Durchlauferhitzern mit Gas, offenen Feuerstellen und Ähnlichem sowie bei der Lagerung von Holzpellets die Installation eines speziellen Kohlenmonoxid-Warnmelders.
Kohlenmonoxid-Vergiftungen führen in Deutschland jährlich zu mehreren Tausend Vergiftungsfällen und hunderten von Todesfällen (2018 wurden 3.438 Menschen mit Kohlenmonoxidvergiftungen im Krankenhaus behandelt, 625 Menschen verstarben dadurch, 2019 wurden 3.018 Menschen aufgrund einer Kohlenmonoxidvergiftungen stationär aufgenommen, 535 Patienten überlebten nicht). Seit 2007 hat sich die Zahl der Todesfälle durch Kohlenmonoxidvergiftungen nahezu verdoppelt.
Quellen: <link http: www.awmf.org leitlinien detail ll _blank external-link-new-window external link in new>S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Kohlenmonoxidvergiftung, <link https: doi.org s00103-019-03033-6 _blank external-link-new-window external link in new>Bundesgesundheitsbl, <link https: doi.org s00101-019-0544-8 _blank external-link-new-window external link in new>Anaesthesist, <link https: docserv.uni-duesseldorf.de servlets derivateservlet derivate-62379 _blank external-link-new-window external link in new>Diss. "Behandlungsbedürftige Kohlenmonoxid-Intoxikationen aufgrund von Shisha-Konsum"
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