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Genießen kann man lernen

Das Essverhalten und Vorlieben werden bereits in der Kindheit geprägt. Die Bonner Haushalts- und Ernährungswissenschaftlerin Martina Spaeth gibt Eltern Tipps, wie Kinder ein gesundes Verhältnis zum Essen entwickeln und es genießen können. So ist es z. B. wichtig, dass Kinder nicht den Teller leer essen müssen, um das natürliche Empfinden für Hunger und Sättigung zu erhalten...

Essen und Trinken ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder Freude, Genuss und Geselligkeit. Wie bei vielen anderen Dingen des täglichen Lebens müssen Kinder auch den richtigen Umgang mit diesen Freuden lernen. In der Kindheit entwickeln sich Vorlieben, die das Essverhalten selbst im Erwachsenenalter noch prägen. Deshalb ist es so wichtig, die Ernährung von vorneherein auf eine gesunde Basis zu stellen. Haushalts- und Ernährungswissenschaftlerin Martina Spaeth, Bonn, gibt Tipps, wie das gelingen kann.

"Essen lernen" bei Kindern - was fällt Ihnen dazu zuerst ein?
Immer zu bedenken ist, dass Kinder am Beispiel lernen, das heißt, die Eltern spielen als Vorbild für die Ernährungsgewohnheiten eine große Rolle. Und Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme. Es hat auch soziale Funktionen, deshalb sind regelmäßige, gemeinsam eingenommene Mahlzeiten so wichtig. Dazu gehören nicht nur die richtigen Zutaten, sondern auch eine gute Essensatmosphäre. Kinder sollen ein natürliches Verhältnis zum Essen entwickeln und die Vielfalt der Lebensmittel kennen lernen. Das kann unterstützt werden, indem die Kinder bei der Zubereitung der Mahlzeiten mit einbezogen werden und das Essen nicht als Straf- oder Belohnungsmittel eingesetzt wird.

Wie oft am Tag sollten Kinder etwas essen?
Der Mahlzeitenrhythmus für Kinder sollte drei Hauptmahlzeiten umfassen inklusive einer warmen. Ob mittags oder abends warm gegessen wird, spielt keine Rolle. Besonders wichtig für Kinder sind Zwischenmahlzeiten, da sie aufgrund des kleinen Magens noch nicht so viel auf einmal essen können. Dazu bieten sich ein zweites Frühstück an, z. B. in Kindergarten oder Schule, und ein Nachmittagsimbiss. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die Kinder nur soviel essen, wie sie möchten, und kein Zwang ausgeübt wird, "den Teller leer zu essen". Das hilft, das natürliche Empfinden für Hunger und Sättigung zu erhalten. Kinder haben mal mehr und mal weniger Hunger, z. B., wenn sie sich viel oder wenig bewegt haben. Fast immer essen gesunde Kinder im Durchschnitt genau so viel, wie sie brauchen.

Was sollen Kinder idealerweise essen?
Ideal - nicht nur für Kinder - ist eine ausgewogene Mischkost, die alle Lebensmittelgruppen mit einbezieht. Dazu gehören neben reichlich Obst und Gemüse, Getreide und Produkten daraus, Kartoffeln sowie Getränken auch ausreichend Milch und Milchprodukte, Fleisch und mageren Wurstwaren sowie Fisch. Auch Fette und Öle gehören zu den Bestandteilen einer ausgewogenen Ernährung. Gegen Süßigkeiten in Maßen und einen gelegentlichen Besuch im Fastfood-Restaurant ist übrigens nichts einzuwenden, wenn die Ernährung im Durchschnitt einer Woche stimmt.

Sind Ballaststoffe auch schon für Kinder wichtig?
Ballaststoffe helfen u. a. bei der Verdauung und haben dabei auch schon für Kinder eine große Bedeutung. Besonders ballaststoffreich sind neben Obst und Gemüse Getreideprodukte wie Brot, Müsli und Nudeln. Hier sollte man Kinder langsam an Vollkornprodukte gewöhnen, z. B. indem man die Brotsorten öfter wechselt und beim Kuchenbacken langsam Mehle mit höherem Schalenanteil verwendet, beispielsweise Type 550 bis 1050 statt 405. Wichtig ist dabei, ausreichend zu trinken, damit die Ballaststoffe im Darm quellen können.

Und wie viel sollten Kinder überhaupt trinken?
Kinder unter 10 Jahren sollten etwa einen Liter Flüssigkeit am Tag durch Getränke zu sich nehmen. Besonders gut eignen sich dazu Mineralwässer, Saftschorlen und Kräuter- oder Früchtetees. So sollte zu jeder Mahlzeit ein Getränk gehören. Wichtig ist auch, dem Kind zwischendurch regelmäßig Getränke anzubieten, denn über dem Spielen ist das Trinken schnell vergessen und Kinder reagieren besonders empfindlich auf eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr.