Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Gesichtslähmung durch Geburtszange meist vorübergehend

Kanadische Forscher berichten in der wissenschaftlichen Zeitschrift Archives of Otolaryngology – Head & Neck, dass leichte Gesichtslähmungen, die während der Geburt durch den Gebrauch einer Zange entstanden sind, meist von alleine zurückgehen. Sie berufen sich auf die Daten von 28 Säuglingen, bei denen die Geburtszange einen Gesichtsnerv beschädigt hatte ...

Leichte Gesichtslähmungen, die während der Geburt durch den Gebrauch einer Zange entstanden sind, gehen meist von alleine zurück und erfordern in der Regel keine weitere Behandlung. Dies berichten kanadische Forscher in der wissenschaftlichen Zeitschrift Archives of Otolaryngology – Head & Neck Surgery. „Es gibt bisher unterschiedliche Auffassungen über das Vorgehen in solchen Fällen. Einige Experten empfehlen, zunächst nur zu beobachten, und andere raten zu einer operativen Freilegung des Gesichtsnervs zur Untersuchung des betroffenen Nervs sowie zur Gabe von Kortikosteroiden“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt mit langjähriger Klinikerfahrung sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Diese Studie unterstützt nun eine abwartende Haltung. Neben der Geburtszange können beim Geburtsvorgang auch durch den Druck der Beckenknochen Gesichtsnerven irritiert werden.

Dr. Melanie Duval und Dr. Sam J. Daniel von der MCGill Universität in Montreal durchforsteten die Krankenakten von 28 Säuglingen, bei denen die Geburtszange einen Gesichtsnerv beschädigt hatte. Bis auf ein Kind, das Prednison und Kortikosteroide – beides entzündungshemmende Mittel - erhielt, blieben alle anderen ohne Behandlung und zeigten nach durchschnittlich etwa 24 Tagen keine Anzeichen einer Gesichtslähmung mehr. „Nervenbeeinträchtigungen durch eine Geburtszange sind in der Regel nicht schwerwiegend, sodass die Gesichtsmuskeln nach knapp einem Monat wieder voll funktionsfähig sind. Doch müssen anderen Ursachen, wie beispielsweise die Nichtanlage eines Nervs oder eine Entzündung, ausgeschlossen sein“, schränkt Prof. Nentwich ein. Zwischen einer und sieben von tausend Geburten sind von einer Gesichtslähmung betroffen. Bei Zangengeburten tritt dieser Zustand bei über acht von tausend Babys auf. Dreiviertel dieser vorübergehenden Beeinträchtigungen lassen sich auf eine Zangengeburt zurückführen, etwa ein Drittel ereignen sich auch bei natürlichen Geburten ohne Instrumente.