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Gesunde Ernährung - gesundes Selbstwertgefühl – mehr Lebensfreude

Kinder, die eine gesunde Ernährung erhalten, haben im Vergleich zu Kindern, die ungesund essen, ein besseres Selbstbewusstsein und leiden weniger unter emotionalen Problemen, z.B. weil sie wenig Freunde haben oder gemobbt werden. Zu diesem Ergebnis kommen schwedische Forscher auf der Basis einer umfangreichen Untersuchung.

Wissenschaftler der Sahlgrenska Academy, Universität Göteborg, Schweden, berichteten in der Open-Access-Zeitschrift BMC Public Health, dass Kinder unabhängig von ihrem Gewicht durch eine gesunde Ernährung anscheinend mehr Lebensfreude und Selbstwert gewinnen – im Vergleich zu Gleichaltrigen, die einen ungesunden Speisplan haben.

Dr. Louise Arvidsson und ihre schwedischen Kollegen werteten die Daten von 7.675 Kindern im Alter von 2 bis 9 Jahren aus acht europäischen Ländern - Belgien, Zypern, Estland, Deutschland, Ungarn, Italien, Spanien und Schweden - für die umfassende Kohortenstudie IDEFICS aus. Die Teilnehmer wurden erstmals zwischen September 2007 und Juni 2008 untersucht und dann zwei Jahre später erneut. Das psychosoziale Wohlbefinden wurde anhand von standardisierten Fragen zum Selbstwert, zur Elternbeziehung, zu emotionalen Problemen und zu Beziehungen zu Gleichaltrigen beurteilt. Mithilfe eines 43-Punkte-Fragebogens zur Häufigkeit des Verzehrs von bestimmten Nahrungsmitteln berechneten die Experten, in welchem Maße die Ernährung von Kindern den europäischen Ernährungsrichtlinien nachkam (Healthy Dietary Adhärenz Score: HDAS).

Arvidsson erklärte: "Wir fanden heraus, dass bei Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren ein Zusammenhang zwischen der Einhaltung gesunder Ernährungsrichtlinien und besserem psychologischem Wohlbefinden besteht, was weniger emotionale Probleme, bessere Beziehungen zu anderen Kindern und zwei Jahre später ein verbessertes Selbstwertgefühl zur Folge hatte. Unsere Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass eine gesunde Ernährung die Lebensfreude bzw. das Wohlbefinden von Kindern verbessern kann."

Mit dem HDAS kann die Einhaltung gesunder Ernährungsrichtlinien beschrieben werden, deren Ziel es ist, den Konsum von Zucker und Fett zu verringern und den Verzehr von Obst und Gemüse zu erhöhen. Je höher der HDAS, desto besser wurden die Richtlinien eingehalten, d.h. desto gesünder war die Ernährung. Die mit den HDAS-Werten erfassten Ernährungsempfehlungen gelten in den acht Ländern, die in dieser Studie berücksichtigt wurden.

Die Autoren fanden heraus, dass ein besseres Selbstwertgefühl zu Beginn des Studienzeitraums zwei Jahre später umgekehrt ebenso mit einem höheren HDAS verbunden war und dass die wechselseitige Beeinflussung von HDAS und Wohlbefinden bei Kindern mit normalem Gewicht und Kindern mit Übergewicht ähnlich war.

Dr. Arvidsson erläuterte: "Es war etwas überraschend zu sehen, dass der Zusammenhang zwischen Ernährung und besserem Wohlbefinden noch zwei Jahre später unabhängig von der sozioökonomischen Lage der Kinder und ihrem Körpergewicht bestand."

Zu Beginn der Studie wurden die Eltern gebeten anzugeben, wie oft pro Woche ihre Kinder aus einer Liste von 43 Nahrungsmitteln bestimmte Lebensmittel zu sich nahmen. Je nach Verzehr dieser Lebensmittel erhielten die Kinder dann einen HDAS-Wert. Das psychosoziale Wohlbefinden wurde auf der Basis von Selbstwertgefühl, Elternbeziehungen, emotionalen Problemen und Problemen mit Gleichaltrigen beurteilt. Dazu hatten Eltern Auskunft gegeben. Größe und Gewicht der Kinder wurden gemessen. Alle Fragebögen und Messungen wurden zwei Jahre später wiederholt.

Die Studie analysiert erstmals die einzelnen Komponenten des HDAS und ihre Assoziationen zum kindlichen Wohlbefinden. Die Autoren schlossen daraus u.a., dass der Verzehr von Fisch nach den geltenden Empfehlungen (2- bis 3-mal pro Woche) mit einem besseren Selbstwertgefühl, aber nicht mit emotionalen Problemen und Problemen mit Gleichaltrigen verbunden war. Der Konsum von Vollwertprodukten stand ebenso in keinem Zusammenhang mit Problemen mit Gleichaltrigen.

Fazit: Ernährung und Wohlbefinden beeinflussen sich gegenseitig

Die Experten fassten zusammen, dass Ernährung und Wohlbefinden sich gegenseitig beeinflussen. Wer sich besser fühlte, aß auch mehr Obst und Gemüse und weniger Fett und Zucker in Übereinstimmung mit den Ernährungsrichtlinien. Wer ein besseres Selbstwertgefühl hatte, verzehrte gemäß den Empfehlungen nicht übermäßig Zucker. Wer eine gute Beziehung zu den Eltern hatte, aß genügend Obst und Gemüse. Wer weniger unter emotionalen Problemen litt, verzichtete auf fettreiches Essen gemäß den Leitlinien, und wer weniger Probleme mit Gleichaltrigen hatte, tendierte ebenso dazu, genügend Obst und Gemüse zu essen.

Die Autoren räumen ein, dass Kinder mit schlechter Ernährung und schlechtem Wohlbefinden häufiger aus der Studie ausstiegen und daher bei der Nachuntersuchung nach zwei Jahren unterrepräsentiert waren, was die Ergebnisse verfälschen könnte. Da die Studie auf Beobachtungen und auf Aussagen von Eltern beruht, sind keine Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung möglich. Dr. Arvidsson hofft deshalb, dass die Ergebnisse nun in experimentellen Studien bestätigt würden. Die Resultate müssten auch bei Kindern überprüft werden, bei denen Fachärzte Depressionen, Angstzustände oder anderen Verhaltensstörungen diagnostiziert haben, um nicht alleine auf den Aussagen der Eltern zum Wohlbefinden der Kinder zu beruhen.

Quelle: <link https: www.sciencedaily.com releases _blank external-link-new-window external link in new>Science Daily, <link https: bmcpublichealth.biomedcentral.com articles s12889-017-4920-5 _blank external-link-new-window external link in new>BMC Public Health