Besonders gefährdet sind u.a. Kinder mit einer chronischen Erkrankung der Atemwege, wie Asthma, mit einer Grunderkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber, der Nieren, mit einer Zuckererkrankung, einer neurologischen Erkrankung oder einer Immundefizienz. Amerikanische Kinder- und Jugendärzt*innen machen zudem darauf aufmerksam, dass stark übergewichtige Kinder ebenso zu grippebedingten Komplikationen neigen. „Ältere Menschen, Kinder unter fünf Jahren und Menschen mit chronischen Erkrankungen sind besonders von schwerwiegenden Komplikationen infolge einer Grippeerkrankung betroffen, aber jeder kann sie entwickeln“, so Professor Nentwich. Dazu gehören eine Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung und Gehirnentzündung, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können.
Enger Kontakt mit anderen und Gemeinschaftseinrichtungen fördern Übertragung
Kinder tragen entscheidend zur Verbreitung der Grippeviren bei, insbesondere durch engen Kontakt in der Familie, gefolgt durch Gemeinschaftseinrichtungen. Während jährlich schätzungsweise 5–10% der erwachsenen Bevölkerung sich mit Influenzaviren anstecken, liegen die Erkrankungsraten bei Kindern bei 20–30%. Darüber hinaus scheiden Kinder größere Virusmengen und länger (10–15 Tage) aus als Erwachsene, was sie zu "Superspreadern" bei den saisonalen Grippeepidemien macht.
Viele Bundesländer in Deutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen [ab 7. Lebensmonat], Sachsen-Anhalt und Thüringen) haben den Personenkreis in ihren länderspezifischen Impfplänen erweitert und empfehlen die Grippeimpfung uneingeschränkt für alle Altersgruppen, die sich impfen lassen können. So sollen Kinder selbst und die breite Bevölkerung einen besseren Schutz vor Influenza bekommen. Auch international haben einige andere Länder eine Immunisierung gegen Influenza für gesunde Kinder ab 6 Monaten bzw. für Kinder in bestimmten Altersgruppen in ihren Impfkalender aufgenommen (USA, Österreich, Polen, Finnland, Dänemark, Frankreich, Irland, Litauen, Slowakei, Slowenien, Spanien). In Litauen ist die Grippeimpfung für Kinder zwischen 6 und 23 Monaten sogar Pflicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht sich - neben einer Influenza-Impfung für chronisch Kranke, Schwangere, über 65-Jährige und im Gesundheitswesen Tätige – für eine Standard-Influenzaimpfung für Kinder ab 6 Monaten bis zu 5 Jahren aus.
Leichte Verbreitung durch Tröpfcheninfektion
Influenzaviren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion aus. Eine infizierte Person verteilt beim Husten oder Niesen virushaltige Tröpfchen in der Luft und kann dadurch andere in unmittelbarer Nähe infizieren. Um eine Übertragung zu verhindern, sollten Menschen beim Husten Mund und Nase mit einem Taschentuch bedecken und sich regelmäßig die Hände waschen. Auch wenn jemand mit Viren kontaminierte Gegenstände berührt, kann er sich mit dem Virus durch das Anfassen des Mundes, der Nase oder der Augen infizieren. Noch bevor jemand Beschwerden hat und bis 5 bis 7 Tage nach der Infektion kann er für die Ausbreitung des Virus sorgen.
Impfschema
Wenn Kinder unter 9 Jahren zum ersten Mal eine Grippeimpfung erhalten, sollten sie zwei Impfstoffdosen im Abstand von vier Wochen verabreicht bekommen. Ansonsten ist jährlich eine einmalige Impfung ausreichend. Für Kinder und Jugendliche von 2-17 Jahren steht alternativ zur Spritze ein Influenza-Impf-Nasenspray zur Verfügung. Dieses kann bei Spritzenangst oder bei Gerinnungsstörungen zum Einsatz kommen.
Da für Kinder ab 6 Monaten mit bestimmten Erkrankungen derzeit eine Impfempfehlung für eine Auffrischimpfung gegen COVID-19 gilt - vorzugsweise ebenso in den Herbstmonaten -, können diese beiden Impfungen der STIKO zufolge auch kombiniert werden.
Quellen: StatPearls, Pediatrics, ECDC, RKI (1, 2), WHO
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