Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Grippeimpfung für Säuglinge ab dem sechsten Lebensmonat – in einigen Ländern empfohlen

Alle Kinder ab einem Alter von 6 Monaten sollten gegen Grippe geimpft werden. Dies empfiehlt die Europäische Impfberatungs-Vereinigung (CEVAG). In Deutschland wird die Grippeimpfung derzeit Kindern ab 6 Monaten empfohlen, die unter einer chronischen Erkrankung leiden ...

Die Europäische Impfberatungs-Vereinigung CEVAG (Central European Vaccination Advisory Group) empfiehlt die Grippeimpfung für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. Sie geht damit einen Schritt weiter als die derzeit in Deutschland geltende Empfehlung, Kinder ab 6 Monaten, die unter einer chronischen Erkrankung leiden, gegen Grippe impfen zu lassen.

Die Vereinigung rät den europäischen Staaten, entsprechend ihren Möglichkeiten für eine entsprechende Durchimpfung von Kindern und Jugendlichen zu sorgen. Sie begründet ihre Empfehlung damit, dass eine Impfung von Kindern nicht nur dieser gefährdeten Altersgruppe nützt, sondern indirekt auch allen anderen Risikogruppen. „Kinder gelten als die Hauptüberträger von Grippeerregern, da sie generell intensivere, aber auch häufiger Kontakte mit anderen Menschen haben als Erwachsene, z.B. im Kindergarten und in der Schule, und zudem nicht so sehr auf Hygiene achten. Darüber hinaus scheiden Kinder im Vergleich zu Erwachsenen größere Virenmengen über eine längere Zeit aus“, erklärt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin ist.

„Eine Grippeimpfung für alle Kinder ist in Europa derzeit noch wenig verbreitet, obwohl verschiedene Studien darauf hingewiesen haben, dass sowohl die gesundheitlichen als auch die wirtschaftlichen Schäden durch eine Grippeimpfung deutlich gesenkt werden könnten“, ergänzt Dr. Lindlbauer-Eisenach. Allerdings gibt es mittlerweile auch ermutigende Schritte. Seit Anfang des Jahres geht Sachsen als bislang einziges Bundesland über die bundesweit geltende Impfempfehlung hinaus und empfiehlt die Grippeimpfung für alle Personen ab einem Alter von 6 Monaten.

Österreich und USA befürworten Schutz für alle BevölkerungsgruppenAls einziger europäischer Staat hat Österreich die Grippeimpfung für alle Kinder – vom frühestmöglichen Zeitpunkt mit 6 Monaten an – und Erwachsene ohne Grunderkrankung in seine Impfempfehlungen aufgenommen. In einigen europäischen Ländern, wie beispielsweise Finnland, Estland, Lettland, Slowenien und der Slowakei, wird zu einer Impfung von gesunden Kindern in begrenzten Altersgruppen geraten.

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat sich für die kommende Grippesaison 2010/11 dafür ausgesprochen, dass alle Personen ab einem Alter von sechs Monaten gegen Influenza immunisiert werden sollten. In Kanada sollen gesunde Kinder ab sechs bis 23 Monaten eine Impfung erhalten, aber auch alle anderen Kinder werden zu einer Impfung ermutigt. „Nach wie vor unterschätzen europäische Länder die Bedeutung einer Grippeerkrankung bei Kindern. Zwar ist die Sterblichkeit bei ihnen nicht so groß wie bei älteren Menschen, doch die Raten für grippebedingte Klinikeinweisungen sind ähnlich hoch. Bei Kindern bis zu fünf Jahren sind die Erkrankungsraten sogar wesentlich höher als bei der Risikogruppe der Älteren und Atemwegserkrankungen als Folge einer Influenza treten bei den Ein- bis Zweijährigen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen am häufigsten auf. Zudem haben Kinder auch ein hohes Risiko, Komplikationen wie Lungenentzündungen oder zusätzliche bakterielle Infektionen zu entwickeln“, bestätigt Dr. Lindlbauer-Eisenach.

Quelle: BMC Infectious Diseases