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Grippeviren begünstigen bei Kindern bakterielle Infektionen

Eine Grippe-Erkrankung erleichtert Pneumokokken den Weg in den Körper und die Verbreitung dort. Sie können dann in dem durch die Grippe geschwächten Organsismus eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, Blutvergiftung oder Mittelohrentzündung auslösen ...

Kinder mit einer Influenza haben ein erhebliches Risiko für Komplikationen durch bakterielle Infektionen. Bei den Bakterien handelt es sich um bestimmte Streptokokken – sogenannte Streptococcus pneumoniae oder auch Pneumokokken -, die zusammen mit Grippeviren im menschlichen Organismus eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, Blutvergiftung oder Mittelohrentzündung auslösen können. „Diese Pneumokokken finden sich bei etwa 80% der kleinen Kinder im Nasen-Rachen-Raum, ohne einen Schaden anzurichten. Erst wenn ein Kind an Grippe erkrankt, können diese Bakterien sich auch in andere Körperteile, wie Lunge oder Ohr, aber auch Blut und Gehirn, ausbreiten und zu einer bakteriellen Co-Infektion oder sogar zu einer lebensgefährlichen, erneuten Infektion mit demselben Erreger, einer Superinfektion führen“, erklärt der Kinder- und Jugendarzt Dr. Martin Terhardt, der zugleich Mitglied bei der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) ist. „Meist sind es gerade diese Sekundärinfektionen, die bei an Grippe erkrankten Kindern für schwere Krankheitsverläufe verantwortlich sind.“ Auch Autopsien an Opfern der Spanischen Grippe haben bereits nachgewiesen, dass bei einem Großteil der Fälle erst die „Allianz“ zwischen Grippeviren und Pneumokokken zum Tod geführt hatte.

Dr. Dimitri Diavatopoulos von der Radboud-Universität in Nijmegen in den Niederlanden und seine Kollegen konnten mit Hilfe von Tierversuchen zeigen, dass die Bakterien sich nur zwischen verschiedenen Lebewesen verbreiten konnten, wenn diese bereits mit Grippe infiziert waren. Verhinderten die Wissenschaftler eine Ansteckung mit Influenzaviren, konnten sich auch die Pneumokokken nicht mehr vermehren. Die Wissenschaftler vermuten, dass Grippeviren die Bakterienlast im Körper eines Pneumokokkenträgers erhöhen, aber auch noch nicht befallene Patienten empfänglicher für die Aufnahme der Bakterien machen, da sie das Immunsystem schwächen. „Influenza-Viren zerstören beispielsweise in den Atemwegen das reinigende Flimmerepithel der Schleimhaut und bieten so für die Bakterien einen idealen Nährboden“, ergänzt Dr. Terhardt. „Insbesondere kleine Kinder sind für diese Pneumokokkenerkrankungen in Kombination mit einer Grippe empfänglich. Sie könnten deshalb neben älteren Menschen und Personen jeden Alters mit einer Grunderkrankung von einer Grippeimpfung profitieren“, gibt Dr. Terhardt zu bedenken.

Besonders wichtig ist der Grippeimpfschutz laut STIKO in jedem Fall für Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten der Atemwege, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder einer Immunschwäche. Die bereits seit einigen Jahren in den ersten beiden Jahren übliche Pneumokokken-Impfung der Kleinkinder schützt vor ca. 80% der gefährlichen Pneumokokken, kann also diese bedrohlichen Verläufe nicht ganz verhindern.

Quelle: The FASEB Journal