Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Größte Masernepidemie in Deutschland seit 4 Jahren

Die Zahl der Masernerkrankungen an Rhein und Ruhr hat sich inzwischen auf über 350 Fälle erhöht. Fast alle Erkrankten hatten keinen oder einen nur unzureichenden Impfschutz. Vorwiegend Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren sind betroffen. Mehr als 60 Personen mussten aufgrund von Komplikationen in Krankenhäuser behandelt werden. .

Die Zahl der Masernerkrankungen an Rhein und Ruhr hat sich inzwischen auf über 350 Fälle erhöht. Neben Duisburg (mehr als 120 Fälle) breiten sich die Masern jetzt auch verstärkt in Wesel (46 Fälle), Mönchengladbach (43 Fälle) und Krefeld (12 Fälle) aus. Aber auch aus den Kreisen Dortmund, Mülheim, Oberhausen und Viersen werden immer mehr Fälle gemeldet. „Betroffen sind hauptsächlich Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren – fast alle Erkrankten hatten keinen oder einen nur unzureichenden Impfschutz. Bisher mussten mehr als 60 Personen aufgrund von Komplikationen in Krankenhäuser eingewiesen werden. Leider liegen aktuell auch einige Säuglinge in Krankenhäusern. Dem Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD) sind glücklicherweise noch keine schweren Komplikationsfälle mit bleibenden Schäden berichtet worden," so Frau Gabriele Ahlemeyer vom LÖGD in Münster. Die ersten Untersuchungsergebnisse des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin lassen vermuten, dass die Maserninfektionen in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Zusammenhang stehen – eine Verbindung zum Ausbruch im Großraum Stuttgart gibt es offenbar nicht. „Alle bisher untersuchten Proben aus NRW zeigen denselben Virustyp – dieses Virus ist das gleiche, das seit Anfang des Jahres auch in der Ukraine zu einem Ausbruch mit tausenden von Masernerkrankungen geführt hat. Dagegen ist das Virus, das zur Zeit im Großraum Stuttgart grassiert, ein anderes – es gibt also offensichtlich keine Verbindung zwischen diesen beiden Ausbrüchen. Aber insgesamt wurden seit Anfang des Jahres in Deutschland bereits mehr als 500 Erkrankungen gemeldet. Das bereitet uns große Sorgen“, so Dr. Anette Siedler, Epidemiologin am RKI.


Expertenteam startet Untersuchungen in Duisburg
Wissenschaftler und Mediziner des RKI und des LÖGD werden ab Dienstag, den 4.4.06 an einer Duisburger Gesamtschule mit einer groß angelegten Untersuchung beginnen. Ziel ist es unter anderem, den Impfstatus aller Schüler zu erfassen und durch Befragungen auch herauszufinden, wie die Ansteckungswelle erfolgt sein könnte. „In diese Untersuchungen ist das Gesundheitsamt Duisburg einbezogen. Wir wollen z.B. noch mehr Informationen über das Ausmaß, die Dauer, die möglichen Infektionsquellen als auch die Verbreitungswege dieses Masernausbruchs herausfinden. Noch immer verbreitet sich das Virus sehr stark. Wir müssen damit rechnen, dass immer mehr Kreise Erkrankungsfälle haben werden“, erläutert Dr. Siedler. Inzwischen gibt es von fast allen Gesundheitsämtern die Empfehlung, evtl. vorhandene Impflücken zu schließen. „Wir wissen, dass es vor allem in der Altersgruppe der Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren große Impflücken gibt, und genau deshalb befürchten wir weitere Ansteckungen. Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Im Gegenteil – mit zunehmendem Alter nehmen auch die mit dieser Erkrankung verbunden Komplikationen zu. Das kann von einer schweren Mittelohrentzündung bis hin zu einer Masernenzephalitis reichen – einer Entzündung des Gehirns, die auch tödlich enden kann", warnt Ahlemeyer vom LÖGD. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institutes empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) für alle Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Diese Impfungen werden für alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre von der Kasse erstattet. Wer sich beim Arzt impfen lässt, muss keine Praxisgebühr zahlen - Impfungen sind Vorsorgeleistungen und daher von dieser Gebühr befreit.