Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Große Geschwisterstudie: Erstgeborene sind hohem Druck ausgesetzt

Einer Umfrage bei fast 10.000 Müttern in England ergab, dass Eltern insbesondere an ihre Erstgeborenen hohe Erwartungen haben. Die Interviews gaben zugleich auch eine Antwort dafür, warum Mütter ihre ältesten Kinder besonders unter Druck setzen: Sie indentifizieren sich am meisten mit ihnen ...

Eltern setzen Erstgeborene mehr unter Druck als deren Geschwister, so das Resultat einer britischen Umfrage bei fast 10.000 Müttern. Demnach erwarten die meisten Mütter, dass das älteste Kind am erfolgreichsten in seinem beruflichen Werdegang sein wird. „Die Ergebnisse dieser Umfrage geben eine deutliche Haltungstendenz von Eltern wieder, die abhängig von der Geburtenreihenfolge ist. Untersuchungen über den Einfluss der Geschwisterreihenfolge auf die Entwicklung der Kinder gibt es viele, doch sind sich Experten bisher nicht darin einig, ob und wie sich die Geburtenrangfolge auf die Persönlichkeit und die Laufbahn des Kindes auswirkt. Denn es ist sehr schwierig, Familien miteinander zu vergleichen, oder andere Einflüsse auf Geschwister, wie Familiengröße, soziale Bedingungen, Genetik auszuschließen“, erläutert Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen, die derzeitige Bewertung der Geschwisterreihenfolge. In der britischen Befragung von Netmums, der größten britischen Elternorganisation im Internet, gaben 77% der Eltern an, dass sie an einen Einfluss der Geburtenreihenfolge auf einen Menschen glauben. 35% der Mütter hielten das älteste Kind für am tüchtigsten. Nur 15% dachten dies von ihrem jüngsten Kind und nur 6% rechneten mit den besten Zukunftsaussichten für das Zweitgeborene von drei Kindern.

Dr. Alicia Renedo, die Netmums bei der Befragung beriet, ist der Auffassung, dass es sich möglicherweise um einen wechselseitigen Prozess handelt. Weil die Eltern die größten Erwartungen in die ältesten Kinder setzen, üben sie auch besonders hohen Druck auf sie aus. Warum dies so ist, beantworten Mütter selbst in der dritten Frage des einheitlichen Interviews. Dort sollen Mütter Auskunft darüber geben, mit welchem Kind sie sich am meisten identifizieren: 39% der Eltern sehen sich demnach selbst in ihrem erstgeborenen Kind und projizieren ihre Lebenserwartungen auf es. „Ein wichtiger Hinweis dieser Umfrage lautet also: Eltern sollten ihre eigenen Erwartungen an ihre Kinder überdenken und vermeiden, ihre Lebensziele auf ein Kind zu übertragen. Förderung sollte an die individuellen Bedürfnisse des Kindes angepasst sein. Denn je größer der Druck, desto höher wird das Risiko, dass das Kind ängstlich und depressiv wird“, warnt Dr. Niehaus.