Untersuchungen haben bereits in der Vergangenheit auf die Vorteile hingewiesen, die der Kontakt mit Grünflächen in der Kindheit für die neurokognitive, soziale, seelische und geistige Entwicklung mit sich bringt. Darüber hinaus ist die Nähe zur Natur mit einem niedrigeren Body-Mass-Index, erhöhter körperlicher Aktivität und einem geringeren Risiko für Übergewicht, Fettleibigkeit und Bluthochdruck verbunden. Nähere Angaben zu den Auswirkungen auf die Knochenmineraldichte gab es bislang jedoch kaum.
Um diese Lücke zu schließen, dokumentierten Hanne Sleurs, PhD, Forscherin an der Universität Hasselt in Belgien, und Kolleg*innen die Knochengesundheit von 327 Teilnehmern von der Geburt bis zum Alter von 4 bis 6 Jahren und untersuchten, ob Grünflächen nahe des Zuhauses einen Einfluss hätten. Die Datenerhebung erfolgte von Oktober 2014 bis Juli 2021.
Grünflächen wurden in die Kategorien hoch (Vegetationshöhe > 3 m), niedrig (Vegetationshöhe ≤ 3 m) und gemischt (Kombination aus beidem) eingeteilt. Die Entfernungen der Grünflächen von den Wohnorten der Teilnehmer*innen lagen im Umkreis von 100 m bis 3 km. Die Beurteilung der radialen Knochenmineraldichte wurde mittels quantitativen Ultraschalls durchgeführt.
Knochengesundheit: Je mehr Natur, desto besser
Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass Kinder, die sich häufig in Gebieten mit hoher und gemischter Vegetation im Umkreis von 500 m um ihr Zuhause aufhielten, eine deutlich höhere Knochenmineraldichte aufwiesen als solche mit weiteren Entfernungen oder solche, die Räume mit unterschiedlicher Vegetation aufsuchten. Darüber hinaus war der Zugang zu größeren Grünflächen mit gemischter und hoher Vegetation in einem Umkreis von 1 km deutlich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine niedrige Knochendichte bei Kindern verbunden.
„Diese Ergebnisse veranschaulichen die positiven Auswirkungen auf die Knochengesundheit, die der frühkindliche Kontakt mit Grünflächen in der Nähe ihres Zuhauses während kritischer Wachstums- und Entwicklungsphasen mit langfristigen Auswirkungen hat“, schrieben die Forscher*innen.
Die Ergebnisse stimmten mit denen einer früheren Studie überein, in der die Autor*innen Faktoren feststellten, die zu häufigen Parkbesuchen von Familien beitragen, darunter kürzere Entfernungen, Sicherheit und Art der Parkanlage sowie die natürliche Vielfalt und die angebotenen Aktivitäten.
Eine Hypothese, die eine verbesserte Knochendichte bei Kindern erklärt, die Grünflächen besuchen, ist, dass sie dort mehr Möglichkeiten und Freiräume für Bewegung und körperliche Aktivitäten haben. Durch die mechanische Belastung bei sportlichen Betätigungen können Signalwege aktiviert werden, die den Knochenaufbau begünstigen.
Nach Ansicht der Studienautor*innen sind die Ergebnisse von entscheidender Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Sie machen darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, dass Städte in zugängliche Grünflächen investieren. Dadurch könnte Frakturen und Osteoporose vorgebeugt werden.
Quellen: Medscape, JAMA Network Open