Ständiges Hänseln kann bei Kindern schlimmere psychische Folgen nach sich ziehen als körperliche Angriffe. Ein Drittel der schikanierten Schüler entwickelt schwere psychische Störungen bis hin zu Angsterkrankungen und Depressionen, so Prof. Michael Schulte-Markwort von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marburg. "Hänseln darf daher in Schulen nicht länger verharmlost werden." Der Wissenschaftler stützt sich auf eine aktuelle Studie der britischen Universität Warwick mit 331 Schülern.
Während ihrer Schullaufbahn werden der Untersuchung zufolge insgesamt rund 40% der britischen Kinder von Mitschülern schikaniert. Schüler, die systematisch ausgegrenzt und abgewertet werden, litten z.B. an mangelndem Selbstwertgefühl, an einem "Leistungsknick" in der Schule, an Schlafstörungen, Kopf- oder Bauchschmerzen. Angesichts der alarmierenden Häufigkeit und den schwer wiegenden Konsequenzen sollten sich Programme zur Gewaltprävention an Schulen nach Ansicht der Gesellschaft immer auch mit verbaler Gewalt befassen.
Die gravierenden Folgen von Mobbing am Arbeitsplatz sind inzwischen anerkannt. "Das kindliche Äquivalent hierzu - das Hänseln in der Schule - wird jedoch allzu oft noch als ein für Kinder normales Verhalten abgetan, dem man keine besondere Aufmerksamkeit widmen muss." Schon der Begriff "Hänseln" klingt im Vergleich zum englischen Wort "bullying" sehr verharmlosend.