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Häufigkeit der Schlaganfälle bei Kindern unterschätzt

Schlaganfälle ereignen sich bei kleinen Patienten mehr als doppelt so häufig wie bisher angenommen. Dies behaupten amerikansiche Forscher. Die Grundlage für ihre Argumentation sind die Auswertung der ICD-Daten und die radiologischen Unterlagen von über 2,3 Millionen Kindern bis 19 Jahren ...

Amerikanische Forscher kommen auf der Grundlage der Daten von über 2,3 Millionen Kindern bis 19 Jahren zu dem Ergebnis, dass Schlaganfälle bei kleinen Patienten mehr als doppelt so häufig auftreten, wie bisher angenommen. Denn in den Krankenakten sind meist andere Krankheiten kategorisiert. „Das standardmäßig in vielen Ländern verwendete medizinische Klassifizierungssystem, das so genannte ICD - International Classification of Disease -, eignet sich nicht zur statistischen Erhebung von Schlaganfällen, da meist begleitende Krankheiten bzw. Folgeerscheinungen wie Lähmung oder Krämpfe beschrieben werden. Es ist aber Basis für viele Studien“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt mit langjähriger Klinikerfahrung sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Argumentation der US-Wissenschaftler. Sie hatten die ICD-Daten und die radiologischen Unterlagen der Kinder nach Schlüsselwörtern, die auf Schlaganfälle hindeuten, durchforstet. Moderne bildgebende bzw. radiologische Verfahren, wie die Kernspintomographie, können Schlaganfälle bei Kindern gut nachweisen. Die amerikanischen Forscher gehen nun davon aus, dass die Anzahl von 1,2 Schlaganfällen pro 100.000 Kindern im Jahr, von der Experten bisher ausgingen, um das Zwei- bis Vierfache überstiegen wird.

In Deutschland erleiden nach Angaben der Universität Münster, die bundesweite Daten sammelt, etwa 2,6 Kindern von 100.000 Kindern jährlich einen Schlaganfall. Vermutlich ist die Dunkelziffer auch hier höher, da ein Schlaganfall bei Kindern selten vermutet wird. „Die frühzeitige Erkennung von Schlaganfällen bei Kindern ist von großer Bedeutung, um Einschränkungen in der motorischen und geistigen Entwicklung soweit wie möglich zu verhindern. Auslöser für einen Schlaganfall bei Kindern sind Herzfehler, Gefäßverletzungen oder -entzündungen. Letztere können Virenerkrankung wie Windpocken verursachen“, so Prof. Nentwich. In Ländern ohne routinemäßige Windpockenimpfung bei Kindern lassen sich bis zu einem Drittel aller Schlaganfälle im Kindesalter auf diese Virusinfektion zurückführen.

Gegen Windpocken erhalten Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin Ende des 1. Lebensjahres bzw. im 2. Lebensjahr zweimal eine Impfung, entweder als Kombinationsimpfung mit Masern, Mumps und Röteln (MMRV) oder als einzelner Impfstoff. Ungeimpfte Jugendliche zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr, die noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht haben, sollten diese Impfung nachholen.