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Helles Licht vor dem Zubettgehen senkt bei Vorschulkindern schlafförderndes Hormon

Amerikanische Forscher beobachteten bei Vorschulkindern, dass eine Stunde helles Licht vor dem Schlafen das schlaffördernde Hormon Melatonin um 88% verringert.

Wenn Kinder im Vorschulalter vor dem Zubettgehen sich eine Stunde lang in hell beleuchteter Umgebung befinden, wird die Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin fast vollständig eingestellt und nach dem Ausschalten des Lichts noch mindestens 50 Minuten lang unterdrückt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Colorado Boulder in Amerika.

Die Forschungsarbeit, die in der Zeitschrift“ Physiological Reports“ veröffentlicht wurde, ist die erste, die sich auf die hormonellen Veränderungen konzentrierte, die eine helle Lichtquelle in der Nacht bei kleinen Kindern auslöst.

Vor dem Hintergrund, dass der Gebrauch von elektronischen Geräten in dieser Altersgruppe schnell zunimmt und auch andere Untersuchungen darauf hindeuten, dass Kinder aufgrund struktureller Unterschiede in den Augen stärker auf nächtliches Licht reagieren, hat diese Studie noch mehr Gewicht. Licht kann demnach bei kleinen Kindern zu Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus und zu Schlafstörungen führen.

"Obwohl die Auswirkungen von Licht bei Erwachsenen gut untersucht sind, ist praktisch nichts darüber bekannt, wie sich die abendliche Lichteinwirkung auf die Physiologie, Gesundheit und Entwicklung von Kindern im Vorschulalter auswirkt", verdeutlichte Hauptautorin Dr. Lameese Akacem von der University of Colorado Boulder "In dieser Studie fanden wir heraus, dass diese Kinder extrem lichtempfindlich sind."

An der Untersuchung nahmen 10 gesunde Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren eine Woche lang teil. Vom ersten bis zum fünften Tag folgten die Kinder einem strengen Schlafenszeitplan, um ihre „inneren Uhren“ zu normalisieren und einem Muster zu folgen, bei dem ihr Melatoninspiegel jeden Abend etwa zur gleichen Zeit anstieg.

Am sechsten Tag kam das Forscher-Team zu den Kindern nachhause und schuf eine abgedunkelte Umgebung: Die Fenster wurden mit schwarzem Kunststoff abgedeckt und bei den Lampen wurden die Glühbirnen durch solche mit einer niedrigen Wattzahl ersetzt. Dies stellte sicher, dass alle Kinder der gleichen Lichtmenge ausgesetzt waren, bevor die Proben entnommen wurden.
Am Nachmittag des sechsten Tags nahmen die Forscher regelmäßig Speichelproben, um den Melatoninspiegel zu verschiedenen Zeiten zu bestimmen. Am darauffolgenden Abend, nachdem die Kinder tagsüber mit einem Spiel verbracht hatten, das sie spielerisch als "Höhle" bezeichneten, durften die Kinder eine Stunde lang mit magnetischen Kacheln auf einem Lichttisch spielen, der 1.000 Lux Licht emittierte (etwa die Helligkeit eines hellen Raumes).

Dann nahmen die Forscher erneut Proben und verglichen sie mit denen, die sie in der Nacht zuvor genommen hatten. Das Ergebnis: Nachdem die Kinder dem hellen Licht ausgesetzt waren, sank der Melatoninspiegel um 88%. Dieser blieb auch mindestens 50 Minuten nach Abschalten des Lichts unterdrückt.
Direkte Vergleiche zwischen dieser Studie und Studien an Erwachsenen sind aufgrund unterschiedlicher Forschungsprotokolle schwer möglich, betonten die Forscher. Sie stellen jedoch fest, dass in einer Studie ein einstündiger Lichtreiz von 10.000 Lux (10-mal so viel wie in der aktuellen Studie) der Melatoninspiegel bei Erwachsenen nur um 39% abnahm.

"Licht ist der primäre Zeitgeber für unsere innere Uhr", erklärte Co-Autorin Monique LeBourgeois, außerordentliche Professorin in der Abteilung für Integrative Physiologie. "Wir wissen, dass jüngere Menschen größere Pupillen haben und ihre Linsen transparenter sind. Diese erhöhte Lichtempfindlichkeit macht sie möglicherweise noch anfälliger für Störungen des Schlafs und der zirkadianen [inneren] Uhr."

Sie erläuterte, dass, wenn das Licht am Abend auf die Netzhaut des Auges trifft, es eine Kaskade von Signalen an das zirkadiane System auslöst, um Melatonin zu unterdrücken und den Übergang des Körpers in seine "biologische Nachtruhe" hinauszuzögern. Für Kinder im Vorschulalter kann dies nicht nur zu einmaligen Einschlafproblemen führen, sondern auch zu chronischen Einschlafstörungen.

Melatonin spielt auch eine Rolle bei anderen körperlichen Prozessen, es reguliert die Körpertemperatur, den Blutdruck und den Glukosestoffwechsel.
"Die Auswirkungen von Licht in der Nacht können definitiv über den Schlaf hinausgehen", sagte Akacem.

Die Stichprobe war klein und die Experten verwendete nur eine Lichtintensität von 1.000 Lux. Diese ist wesentlich stärker als die Intensität eines typischen tragbaren elektronischen Geräts. LeBourgeois möchte in einer weiteren Studie mit 90 Kindern die Auswirkungen von Licht unterschiedlicher Intensität auf die zirkadiane Uhr untersuchen.

"Die Vorschuljahre sind eine sehr sensible Phase in der Entwicklung, in der sich die Nutzung digitaler Medien immer mehr verbreitet", sagte Le Bourgeois. Der Einsatz von elektronischen Medien bei kleinen Kindern habe sich seit 2011 verdreifacht. Die Autoren hoffen, dass diese Untersuchungen Eltern und Ärzten helfen können, zu bestimmen, welche Lichtbelastung für Kindern noch unbedenklich ist. LeBourgeois riet Eltern, die Lichter in den Stunden vor dem Schlafengehen zu dimmen.

Quelle: <link https: www.eurekalert.org pub_releases uoca-pet030518.php _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert! <link http: physreports.physiology.org content physreports e13617.full.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Physiological Report