Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Hepatitis-Infektionen aus der Türkei breiten sich in Bocholt aus

Zu einer Häufung von Hepatitis-A-Fällen kam es in den letzten Wochen in Bocholt. Offensichtlich gibt es eine Verbindung in die Türkei: Eine der ersten Erkrankten verbrachte Ende Juli eine Urlaubsreise im Südosten der Türkei...

In Bocholt ist es in den letzten Wochen zu einer Häufung von Hepatitis-A-Fällen gekommen.  25 Erkrankungen mit dieser infektiösen Leberentzündung sind inzwischen beim zuständigen Gesundheitsamt gemeldet worden – darunter auch mindestens 9 Kinder im Alter zwischen 1 und 16 Jahren. „Zur Zeit gibt es fast täglich neue Meldungen. Noch sind wir nicht ganz sicher, wie sich die Betroffenen angesteckt haben. Offensichtlich gibt es aber eine Verbindung in die Türkei. Eine der ersten Erkrankten verbrachte Ende Juli eine Urlaubsreise im Südosten der Türkei – nach ihrer Rückkehr nach Deutschland traten dann Ende August die typischen Symptome der Gelbsucht bei ihr auf“, so Karlheinz Gördes, Pressesprecher des Kreises Borken. Neben zahlreichen Familienangehörigen sind inzwischen auch etwa 10 weitere Personen an Gelbsucht erkrankt. Offenbar stehen diese Infektionen in Zusammenhang mit einem Imbiss in Bocholt. „Die ersten Befragungen haben ergeben, dass viele der Erkrankten in diesem Imbiss gegessen hatten. Da auch innerhalb der Familie des Betreibers Fälle aufgetreten sind, könnte es hier eine Infektionskette gegeben haben, die von Nahrungsmitteln ausgegangen ist. Noch ist die genaue Infektionsquelle aber nicht bekannt“, so Gördes weiter. Typisch für eine Infektion mit Hepatitis A – der so genannten Reisegelbsucht – sind neben Fieber, Übelkeit, allgemeiner Abgeschlagenheit und Oberbauchbeschwerden, die Gelbfärbung von Haut und Augen. Die Gelbsucht tritt allerdings nur bei 2/3 der infizierten Personen überhaupt in Erscheinung, es gibt häufig milde Verlaufsformen - besonders im Kindesalter -, die gar nicht als Hepatitis-A-Virus-Infektion identifiziert werden. Ausgelöst wird diese "Gelbsucht" durch eine Funktionsstörung der infizierten Leber - in der Folge lagern sich Gallenfarbstoffe in der Haut ab. Die Symptome klingen in der Regel innerhalb einiger Wochen wieder ab - in schweren Fällen kann eine Erkrankung aber zu einem längeren Krankenhausaufenthalt oder sogar – insbesondere bei älteren Menschen oder bei Vorschädigung der Leber – zum Tode führen. Gegen eine Infektion mit Hepatitis-A-Viren gibt es keine spezifische Therapie.


Impfungen empfohlen
Das Gesundheitsamt des Kreises Borken hat inzwischen alle Gemeinschaftseinrichtungen über die Hepatitis-Fälle informiert, die die erkrankten Kinder besucht haben. Darunter sind auch ein Kindergarten und eine Schule in Bocholt. Für Personen, die im gleichen Haushalt mit Erkrankten wohnen, sowie für Familienangehörige, die in engem Kontakt stehen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin eine vorbeugende Schutzimpfung. “Die Hepatitis-A-Viren sind äußerst resistent und hoch ansteckend. Diese Erreger können in nicht ausreichend gegarten Speisen vermehrungsfähig bleiben und so nach dem Verzehr solcher Speisen krank machen. Aber auch das gemeinsame Benutzen einer sanitären Anlage kann für eine Übertragung ausreichend sein“, weiß Prof. Wolfgang Jilg, Hepatitis-Experte von der Universität Regensburg und Mitglied der STIKO.
„Ansteckungsketten, die durch mit Gelbsuchtviren verseuchte Lebensmittel hervorgerufen werden, kommen immer wieder vor. Von Backwaren über Obst und Säfte bis hin zu Wurstwaren reicht die Palette der Nahrungsmittel, über die sich der Hepatitis-Erreger verbreiten kann“, warnt Jilg. 2004 hatten sich bei einem Ausbruch in Nordrhein-Westfalen insgesamt 64 Personen nach dem Verzehr von infizierten Krapfen (Berliner Pfannkuchen) einer Bäckerei mit Hepatitis A angesteckt. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte daraufhin auf die Bedeutung von einer vorbeugenden Impfung gegen Hepatitis A für alle Beschäftigten der Lebensmittelindustrie hingewiesen.