Anlässlich des 41. Herbstkongresses des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ) in Bad Orb hat der Verband 15 zentrale Forderungen an die neue Bundesregierung gerichtet, die nach Ansicht von BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann die Kindergesundheit in Deutschland deutlich verbessern könnten.
Für Eltern sollte künftig in jedem Fall sichergestellt sein, dass ihren Kindern und Jugendlichen möglichst wohnortnah Kinderkliniken und Abteilungen für Kinder- und Jugendliche zur Verfügung stehen, lautet eine zentrale Forderung. Die Anfahrtszeit dürfe dabei nicht länger als 45 Min. betragen.
Gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien ist der kinder- und jugendmedizinische Dienst im öffentlichen Gesundheitsdienst zu stärken. Dafür müssten mehr Mittel gerade für die aufsuchende Gesundheitsfürsorge und für die gesundheitliche Betreuung in Kitas und Schulen bereit gestellt werden.
Vor Aufnahme in vorwiegend öffentlich finanzierten Gemeinschaftseinrichtungen sollte künftig der vollständige Impfstatus von Kindern nachgewiesen werden. Zudem fordert BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann die Bundesregierung auf, die Früherkennungs-Untersuchungen für Kinder- und Jugendliche durchgängig bis zum vollendeten 18. Lebensjahr durch entsprechende Gesetzesänderungen auszuweiten. Hartmann: „Da privat versicherte Kinder und Jugendliche einen Anspruch auf jährlich Früherkennungsuntersuchungen bis zum vollendeten 14. Lebensjahr haben, muss diese Ungleichbehandlung von GKV-versicherten Kindern und Jugendlichen nun endlich ein Ende haben.“
Ungleichheiten ergeben sich auch dadurch, dass gerade sozial benachteiligte Familien nach wie vor die Kosten für nicht-verschreibungspflichtige wirksame Medikamente bis zum 18. Lebensjahr selbst bestreiten müssen.
Um die Berufsgruppe der Kinder- und Jugendärzte auch in Zukunft strukturell und finanziell abzusichern, fordert der BVKJ zudem die „Gleichstellung der Kinder- und Jugendärzte hinsichtlich der Verträge zu einer hausarztzentrierten Versorgung nach § 73b SGB V“ mit den Allgemeinärzten. Eine solche Gleichbehandlung ist derzeit nicht gegeben, da die Pädiater in Klinik, Praxis und öffentlichen Gesundheitsdienst im Rahmen ihrer Weiterbildung finanziell weit weniger gefördert werden als die Allgemeinmediziner. Überdacht werden sollen schließlich laut BVKJ auch die ungerechtfertigten und ausgesprochen strikten Budgetregelungen bei der Verordnung von Arznei- und Heilmittel im Kindes- und Jugendalter, die eine optimale Arznei- und Heilmittelversorgung im Kindesalter verhindern.
Zusammen mit dem wissenschaftlichen Kongressleiter Prof. Dr. Klaus-Michael Keller möchte sich der BVKJ in den nächsten vier Jahren auch verstärkt dafür einsetzen, dass endlich wirksame Präventionskonzepte zur Vermeidung des Übergewichts und der Adipositas im Kindes- und Jugendalter auf den Weg gebracht werden. Die Zahlen sprechen für sich: 15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig und 6,4% aller Kinder adipös. Neben den bekannten Faktoren wie mangelnde Bewegung oder ausuferndem Bildschirmkonsum spielen auch neuere Faktoren wie die Beanspruchung durch die Schule eine zunehmend tragende Rolle, meint Kongressleiter Keller: „Das G8 beansprucht viele Kinder derart, dass ihnen vielfach Zeit und Muße fehlen, sich vereinssportlich betätigen zu können.“ Dies, so Keller, wirke sich vor allem auf den Rücken und die unteren Extremitäten der noch nicht ausgewachsenen jungen Menschen aus. Dies daraus entstehenden „Wohlstandskrankheiten“ könnten nur durch ein gezieltes Präventionsprogramm vermindert werden, das die neue Regierung nun endlich anstoßen sollte.
(Zusammenfassende Pressemitteilung des BVKJ - Kurzfassung)
Weitere ausführliche Pressemitteilungen zum Kongress werden am Montag, den 14. Oktober ab 13 Uhr im Pressezentrum veröffentlicht.
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