Die Kinderärzte-im-Netz-Redaktion führte anlässlich des Tages des Herzkranken Kindes am 5.5.02 ein Interview mit Dr. med. Hermann-Josef Kahl, Kinderkardiologe und Präventionsexperte des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte:
Warum sollten herzkranke Kinder Sport treiben? "Kinder, vor allem aber Jugendliche mit Herzfehlern erleben sich häufig als schwach und krank. Tatsächlich sind sie in vielen Dingen eingeschränkt , bzw ausgeschlossen. Um so wichtiger ist Sport für sie. Durch Sport erfahren sie zwar ihre Belastungsgrenzen noch deutlicher als gewöhnlich, aber sie können sie auch durch kontinuierliches Training erweitern. Kraft, Ausdauer und Körperkoordination werden durch Sport gesteigert. Auch die Psyche profitiert vom Sport. Neues Selbstbewusstsein und Lebensfreude können sich entwickeln. Diese helfen wiederum, besser mit der Krankheit zu leben."
Welche Sportarten sind geeignet?
"In allen größeren Städten gibt es Sportgruppen für herzkranke Kinder. Sie bieten regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche Sport und Gymnastik an. Wer keine Herzsportgruppe für Kinder und Jugendliche vor Ort findet, sollte sich im behandelnden Kinderherzzentrum informieren, wo er eine entsprechende Sportgruppe findet. Darüberhinaus gibt es spezielle Reiter- und Segelfreizeiten für herzkranke Kinder. Die Erfahrungen damit sind großartig. Die Kinder kommen aus diesen Freizeiten nicht nur körperlich fit, sondern auch viel selbstbewusster zurück. Die meisten herzkranken Kinder können auch am Schulsport teilnehmen. Unsinnigerweise werden sie jedoch häufig davon ausgeschlossen. Hier sollten Eltern das Gespräch mit dem Sportlehrer suchen. Sie sollten ihm klar machen, wie wichtig der allgemeine Sportunterricht für die seelische und körperliche Entwicklung ihres Kindes ist, dass es jedoch nicht wie die anderen benotet werden darf.
Auch gesunde Kinder klagen häufig über Herzstiche nach Sport. Wie ernst sind diese Schmerzen?
"Immer wieder lesen wir in den Medien von scheinbar völlig gesunden Sportlern, die während des Trainings plötzlich an Herzversagen sterben. Diese tragischen Fälle hätten meist verhindert werden können, wenn die zugrundeliegenden Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen rechtzeitig erkannt und behandelt worden wären. Daher gilt: Herzstiche sollten ernstgenommen werden. Eltern sollten ihre Kinder kinderkardiologisch auf eventuell bis dahin unerkannte Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen untersuchen lassen. Zum Glück stellt sich bei diesen Untersuchungen meist heraus, dass die Herzstiche harmlos sind. In der Regel hängen sie mit falscher Atmung zusammen, manchmal sind sie stressbedingt. Hier helfen oft schon Entspannungsübungen. Werden bei der Untersuchung allerdings Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen entdeckt, kann die rechtzeitige Behandlung Leben retten.
Ausführliche Informationen zu angeborenen Herzfehlern demnächst in der Rubrik Krankheiten A-Z.