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HPV-Impfung nicht zu spät wahrnehmen

Junge Mädchen sollten sich vor Aufnahme der ersten sexuellen Aktivitäten gegen Humane Papillomviren (HPV) zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen. Darauf macht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aufmerksam. Als mögliche Impftermine bieten sich die Jugendgesundheitsuntersuchungen J1 und J2 an ...

Junge Mädchen sollten sich vor Aufnahme der ersten sexuellen Aktivitäten gegen Humane Papillomviren (HPV) zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs impfen lassen. Darauf macht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aufmerksam. „Die Impfung bietet den größten Schutz, so lange noch keine Infektion mit den krebsauslösenden HP-Viren stattgefunden hat gegen die geimpft wird“, berichtet Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) und des BVKJ. „Weil sich Mädchen theoretisch bereits beim ersten Geschlechtsverkehr infizieren können, ist es wichtig, die Immunisierung schon im Vorfeld wahrzunehmen. Die Impfung ist zwar auch danach noch wirksam und sinnvoll, doch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass bereits eine Infektion vorliegt, die dann eben nicht mehr verhindert werden kann.“ Weltweit stufen Impfbehörden die HPV-Impfung als sicher und verträglich ein. Bislang ist im Durchschnitt in Deutschland jedoch nur ein Drittel der Mädchen im entsprechenden Alter geimpft. Und das obwohl neueste Daten zeigen, dass die Impfung deutlich mehr Krebsvorstufen verhindern kann als bisher erwartet.

Jugendgesundheitsuntersuchungen eignen sich als ImpftermineDie STIKO empfiehlt die Impfung gegen Humane Papillomviren zur Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs für alle Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Innerhalb dieser Altersklasse werden die Kosten für die Impfung auch von den Krankenkassen übernommen“, ergänzt die Kinder- und Jugendärztin. „Als mögliche Impftermine bieten sich daher die Jugendgesundheitsuntersuchungen „J1“ und an, die im Alter von 12 bis 14 Jahren beziehungsweise von 16 bis 17 Jahren bei Kinder- und Jugendärzten angeboten werden. Die Impfung richtet sich vor allem gegen die krebserregenden Virustypen HPV 16 und 18 – sie wird in drei Injektionen innerhalb eines halben Jahres verabreicht.

Gebärmutterhalskrebs ist nur „die Spitze des Eisbergs“Die Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs ist das Hauptziel der HPV-Impfung. Jedoch sollte man berücksichtigen, dass HPV-Infektionen auch Probleme bereiten, die bereits wesentlich früher und häufiger auftreten als die Tumoren. Bei weitaus mehr Frauen – etwa 228.000 - werden jährlich Zellauffälligkeiten entdeckt, die für die Patientinnen äußerst belastende Diagnosen darstellen. Um diese Zellauffälligkeiten oder Krebsvorstufen zu behandeln, werden jährlich rund 140.000 operative Eingriffe am Gebärmutterhals (so genannte Konisationen) durchgeführt. Diese Operationen können in der Folge unter anderem das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöhen.

Impfung bietet weitreichende Schutzwirkung gegen KrebsvirenAktuelle Studiendaten zeigen, welches Potential die HPV-Impfung hat: So konnte in so genannten Phase-III-Studien über bisher 6,4 Jahre ein bis zu 100-prozentiger Schutz gegen Zellveränderungen durch die beiden krebsauslösenden HPV-Typen nachgewiesen werden, gegen die der Impfstoff gerichtet ist. „Weil einige HPV-Typen einen gemeinsamen Aufbau haben und das Immunsystem nach der Impfung auch HPV-Typen bekämpft, die den Erregern 16 und 18 sehr ähnlich sind, besteht sogar ein Schutz über die in der Impfung enthaltenen Virentypen 16 und 18 hinaus“, erklärt die Impfexpertin. „Man spricht in diesem Fall von einer Kreuzprotektion. Mädchen sind somit nicht nur vor Infektionen mit 16 und 18 geschützt, die in etwa 70 Prozent der Karzinome nachgewiesen wurden, sondern zu einem gewissen Grad auch noch gegen weitere andere krebsauslösende HP-Viren. Einer der beiden zugelassenen Impfstoffe bietet sogar Schutz vor fünf gefährlichen Hoch-Risiko-Virentypen. Ein Impfstoff verhindert das Auftreten von Genitalwarzen, die ebenfalls von HP-Viren ausgelöst werden.

Humane Papillomviren werden in der Regel beim Sexualkontakt über die infizierte Hautoberfläche übertragen. Daher bieten Kondome nur einen Teilschutz vor Infektionen. HP-Viren (Hoch-Risiko-Typen) können chronische, symptomlose Infektionen hervorrufen aus denen sich Jahre später aufgrund von Zellveränderungen eine Krebserkrankung – insbesondere am Gebärmutterhals – entwickeln kann. Allein in Deutschland erkranken jährlich mehr als 6.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs – rund 1.700 sterben pro Jahr daran.