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Immer mehr Jugendliche misshandeln den eigenen Körper

"Ritzer" kratzen, ritzen, verbrennen, verätzen ihre Körperoberfläche oder stechen hinein. Betroffene Jugendliche stehen unter einem starken Leidensdruck und ihre Taten sind von einem extremen Selbsthass begleitet. Sie wehren negative Gefühle wie Einsamkeit, Angst oder Aggression durch Selbstverletzungen ab...

Laut einer aktuellen Studie verletzen rund 11% der 14-Jährigen in Deutschland vorsätzlich ihren eigenen Körper. Die betroffenen Jugendlichen kratzen, ritzen, verbrennen, verätzen ihre Körperoberfläche oder stechen hinein, schlagen mit dem Kopf wiederholt auf harte Gegenstände oder Wände. Aber auch durch das Einnehmen von Medikamenten oder Chemikalien misshandeln sie ihren Körper. Sie schrecken sogar nicht davor zurück, Glasscherben oder Reißnägel zu schlucken. Die Mehrzahl der Fälle bringt sich oberflächliche Schnitt- und Ritzblessuren bei, daher wird diese Form der Autoaggression umgangssprachlich auch als „Ritzen“ bezeichnet.

Sich nur durch Schmerz lebendig fühlen
Ritzer wehren negative Gefühle wie Einsamkeit, Angst oder Aggression durch Selbstverletzungen ab. Sie wollen durch die Tat Spannungen lösen. Durch die Schmerzen und das hervortretende Blut fühlen sie sich wieder lebendig. Sie stehen unter einem starken Leidensdruck und ihre Taten sind von einem extremen Selbsthass begleitet. Häufige Merkmale der Patienten sind eine instabile Persönlichkeit, wenig verlässliche zwischenmenschliche Beziehungen, ein gestörtes Selbstbild sowie eine schlechte Selbstkontrolle mit schnellen Gefühlsausbrüchen. Nicht selten leiden die Jugendlichen zudem unter Ess-Störungen oder einer Sucht. Wie bei depressiven und schizophrenen Menschen besteht auch bei ihnen ein hohes Selbstmordrisiko (5-10%). Betroffene benötigen dringend ärztliche Hilfe, um die Beweggründe für das selbstschädigende Verhalten aufdecken zu können, einen normalen Umgang mit ihrem Körper und ein besseres Selbstbild erlangen zu können.

Mögliche Hinweise auf selbstverletzendes Verhalten sind:

  • feine oberflächliche Schnitte oder Kratzer, die ähnlich bzw. gleichförmig aussehen oder parallel angeordnet sind;
  • Wunden an gut zugänglichen Stellen (Arm-, Beinvorderseiten, Bauch-, Brustregion und evtl. Gesicht) – bei Rechtshändern bevorzugt linke Körperseite (wie z.B. linker Unterarm);
  • Aussparungen empfindlicher Regionen wie Augen, Ohren, Leistenbeugen.

Bei einem Verdacht sollten Eltern in jedem Fall bei ihrem Kinder- und Jugendarzt Rat holen.