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Island: Bei Kindern unter 10 Jahren weniger SARS-CoV-2-Infektionen als bei Jugendlichen oder Erwachsenen?

Eine aktuelle Studie, die im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht wurde, berichtet über die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus in der isländischen Bevölkerung. Sie kommt zu dem Schluss, dass bei Kindern unter 10 Jahren weniger SARS-CoV-2-Infektionen auftraten als bei Jugendlichen oder Erwachsenen.

Frauen erkrankten ebenso weniger häufig als Männer. Die Forscher stellten auch fest, dass viele Personen, die positiv getestet wurden, angaben, keine Symptome zu haben (obwohl sich die Symptome bei einigen von ihnen höchstwahrscheinlich später entwickelten).

Gezielte Tests

COVID-19 wurde erstmals am 28. Februar in Island diagnostiziert. Die Tests hatten jedoch einen Monat zuvor, am 31. Januar 2020, begonnen. Dabei wurden Personen mit hohem Risiko auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet. Dazu gehörten hauptsächlich Personen, die bereits symptomatisch waren (Husten, Fieber, Körperschmerzen und Atemnot), die aus Regionen, die von den Gesundheitsbehörden als risikoreich eingestuft wurden, nach Island zurückkehrten oder mit infizierten Personen in Kontakt standen.

Etwa 6% der Nation erfasst

Bis zum 4. April 2020 wurden über 22.000 Einwohner Islands auf SARS-CoV-2 oder etwa 6% der gesamten Bevölkerung getestet. Von den 9.199 Personen, die zum Testen ausgewählt wurden, wurden 1.221 positiv auf SARS-CoV-2 getestet (13,3%). Von den 13.080 Personen, die im Rahmen eines Bevölkerungsscreenings (Reihenuntersuchungen in der Bevölkerung) getestet wurden, waren 100 positiv (0,8%): 87 der 10.797 (0,8%) Personen, die eine offene Einladung zum Testen akzeptierten, und 13 von 2.283 (0,6%) Personen, die nach dem Zufallsprinzip eingeladen wurden. Die meisten Personen, die gezielt ausgewählt worden waren und zu Beginn der Studie positive Tests erhalten hatten, waren zuvor in andere Länder gereist gewesen - im Gegensatz zu denen, die später in der Studie positiv getestet wurden.

Kinder unter 10 Jahren demnach weniger betroffen

Die Studie ergab, dass Kinder unter zehn Jahren in der Zielgruppe ein geringeres Risiko für einen positiven Test zeigten als Heranwachsende ab zehn Jahren (6,7% gegenüber 13,7%). Bis zum Alter von 20 Jahren stieg die Anzahl der positiv getesteten Heranwachsenden an. In der Bevölkerungsscreening-Gruppe wurde kein Kind unter zehn Jahren positiv getestet, verglichen mit 0,8% der Zehnjährigen und älteren Kinder. Darüber hinaus erhielt ein geringerer Prozentsatz von Frauen als Männern positive Ergebnisse - sowohl in der „Zieltestgruppe“ (11,0% gegenüber 16,7%) als auch in der Bevölkerubngsscreening-Gruppe (0,6% gegenüber 0,9%). Ob die geringere Inzidenz positiver Ergebnisse bei unter 10-Jährigen und Frauen auf eine geringere Exposition gegenüber dem Virus oder auf biologische Resistenz zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. In anderen Studien haben Forscher herausgefunden, dass infizierte Kinder und Frauen weniger wahrscheinlich schwer erkranken als Erwachsene bzw. Männer.

Die Arbeit legt nahe, dass sich die Eindämmungsbemühungen der isländischen Behörden als wirksam erwiesen haben, da sich der Anteil der durch Populationsscreening identifizierten infizierten Personen „während des Screeningzeitraums nicht wesentlich geändert hat“. Diese Bemühungen umfassten die Untersuchung symptomatischer Personen, die einen Monat vor dem ersten bestätigten SARS-CoV-2-Fall in Island begann, sowie verschiedene Maßnahmen zur sozialen Distanzierung, die ungefähr zwei Wochen nach dem ersten bestätigten Fall verhängt wurden. Darüber hinaus mussten sich alle Teilnehmer, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, bis zehn Tage nach Abklingen ihres Fiebers (oder bis sie negativ getestet wurden) selbst isolieren, und alle Personen, die mit Personen in Kontakt standen, die positiv getestet wurden, mussten sich selbst für zwei Wochen in eine selbstauferlegte Quarantäne begeben.

Fazit der Experten: Social Distancing zeigte Wirkung, aber weitere Bemühungen nötig

Die Maßnahmen zur Eindämmung wie „Abstand halten“, Quarantäne usw. zeigten sich den Autoren zufolge als effektiv. Dadurch konnte die Häufigkeit der SARS-CoV-2-Infektion in der gesamten isländischen Bevölkerung vom 13. März bis 1. April stabil gehalten werden. Das Virus habe sich jedoch derart verbreitet, dass das Bestreben, das Virus einzudämmen, wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt wäre, wenn nicht weiterhin getestet und isoliert werde, Kontakte verfolgt und unter Quarantäne gestellt würden, lautet das Fazit der Wissenschaftler.

RKI: Bei fortgeschrittenem Stadium der Pandemie spielt Übertragung durch Kinder möglicherweise eine Rolle

"Insbesondere in einem fortgeschrittenen Stadium der Pandemie, bei dem bereits viele - auch unerkannte - Infektionen auftreten, scheint die Übertragung durch Kinder und Jugendliche eine Rolle zu spielen", lautet die Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in dem Artikel "Was ist über Kinder bekannt?". Das RKI berichtet im Epidemiologischen Bulletin 19, das vorab am 23. April veröffentlicht wurde, von Studien, die eine ähnlich große Empfänglichkeit für eine Ansteckung bei Kindern und Erwachsenen festgestellt haben. Demnach stecken sich 7,4% der Kinder unter zehn Jahren, die Kontakt mit einem Infizierten hatten, an. Die durchschnittliche Ansteckungsrate aller Altergruppen beträgt 7,9%. Unabhängig von der Altersgruppe spielen Infizierte ohne Krankheitszeichen eine große Rolle bei der Übertragung, so das RKI.


Quelle: <link https: www.icelandreview.com news assurance-and-alarm-from-new-covid-19-study _blank external-link-new-window external link in new>Iceland Review, <link https: www.nejm.org doi pdf nejmoa2006100 _blank external-link-new-window external link in new>New England Journal of Medicine,
<link https: www.rki.de de content infekt epidbull archiv ausgaben _blank external-link-new-window external link in new>RKI (1), RKI (2)