Bundesweit erleiden nach Schätzungen der Kinder- & Jugendärztin Dr. Ulrike Nowak-Göttl von der Universitätskinderklinik Münster etwa 200 Kinder pro Jahr einen Schlaganfall. Gemeinsam mit zwei Kollegen legt Nowak-Göttl eine bundesweite Datenbank zum Thema "Kinder und Schlaganfall" an.
Ein Drittel der Betroffenen hatte bereits im Mutterleib einen Schlaganfall, sagt die Kinder- & Jugendärztin. Indizien seien Krampfanfälle oder später auftretende halbseitige Lähmungen bei Neugeborenen. Noch vor zehn Jahren seien solche Schlaganfälle schwer zu erkennen gewesen. Dank des technischen Fortschritts sei die Diagnose heute möglich, wenn ein Kind nach der Geburt krampfe.
Die Ursachen für Schlaganfälle im Kindesalter sind nicht wie bei Erwachsenen Bluthochdruck, Gefäßverkalkung oder jahrelanges Rauchen. Der Grund für rund 60% des Apoplexs bei Kindern ist eine angeborene Neigung zu dickem Blut, das die Arterien verstopfen kann. Bei 10% der Kinder war der Schlaganfall nach Worten Dr. Nowak-Göttls die Folge von Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder von Windpocken. Etwa 20% der statistisch erfassten Schlaganfall-Kinder litten unter einer angeborenen Herzerkrankung, rund 10% hätten Gefäßmissbildungen wie beim so genannten "Moya-Moya-Syndrom".
Beim "Moya-Moya-Syndrom" verengen sich die Adern im Gehirn zunehmend, erklärt Dr. Nowak-Göttl. Das Gehirn wird mit zu wenig Blut und Sauerstoff versorgt, weil die Arterien zu eng sind. Der Name des bisher kaum erforschten Syndroms kommt aus dem Japanischen, und bedeutet etwa "nebliger Ausstoß von Dampf". Rauchwolken, die aus dem Mund geblasen werden, sähen ungefähr so aus wie die veränderten Gefäße im Kopf der Betroffenen. Es äußert sich u. a. in häufigen Kopfschmerzen und Erbrechen, später treten in einigen Fällen Lähmungen auf. Die kleinen Patienten müssen unbedingt Schläge auf den und zu hohen Druck im Kopf vermeiden. Daher dürfen sie nicht Fußball spielen, tauchen, Trompete spielen oder Luftballons aufblasen.
Nur eine frühe Erkennung der aufgeführten Schlaganfall-Risikofaktoren bei Kindern ermöglicht eine entsprechende Lebensweise und bessere Therapiemöglichkeiten.