In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Zahl der mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten geborenen Babys in Deutschland verdreifacht. Jährlich kommen knapp 1.600 Kinder mit dieser Fehlbildung zur Welt. Dieser in der Regel genetisch bedingte Geburtsfehler stellt nach dem Klumpfuß die zweithäufigste Entwicklungsanomalie bei Neugeborenen dar, sagte Prof. Hans-Henning Horch aus München im Vorfeld des 2. Welt-Spalt-Kongresses vom 15. bis 19. September.
Als Gründe für die Zunahme nannte der Experte unter anderem die Verbesserung der Behandlung und der Rehabilitationsmaßnahmen. "Die gut operierten Kinder bekommen heute als Erwachsene häufiger Kinder, an welche die Gaumenspalte vererbt wird", erläuterte Horch. Durch standardisierte Verfahren könne die Spaltenbildung im ersten Lebensjahr erfolgreich operiert werden, sagte Horch. Nach anderthalb Jahren seien dann für das Kind die organischen Voraussetzungen gegeben, normal sprechen zu lernen.
Neue Verfahren ermöglichten es den Ärzten, Rekonstruktionen für eine Operation am Modell zu erproben, bevor der Eingriff am kleinen Patienten ausgeführt werde. Horch: "Der wichtigste Eingriff ist die erste Operation." In Deutschland gibt es etwa 50 Zentren, an denen Gaumenspalten operiert werden können.