Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Jedes 10. junge Mädchen mit Chlamydien infiziert

10% aller 17-jährigen Mädchen leiden an einer Chlamydien-Infektion im Genitalbereich. Das ist das Ergebnis einer Berliner Untersuchung, die in Hamburg beim 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe vorgestellt wurde. Diese Zahlen sind alarmierend, denn die meisten Jugendlichen wissen nichts über die Erkrankung. Sie kann unbehandelt jedoch zur Sterilität führen...

Laut einer Berliner Untersuchung an 25 Schulen und 25 Arztpraxen hatten Mädchen im Durchschnitt mit 14,5 Jahren ihren ersten sexuellen Kontakt. Bei den unter 15-Jährigen waren nur 3,6 von 100 mit Chlamydien infiziert, bei den 17-Jährigen waren es bereits 10. "Die Zahlen sind alarmierend", denn die sexuell übertragbare Infektion sei häufig Ursache für Sterilität, so Dr. med. Gisela Gille von der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF). Die Erkrankung müsse daher rechtzeitig behandelt werden.

Die Erkrankung bleibt häufig unentdeckt
Das vermeintlich harmlose Bakterium Chlamydia trachomatis sei nicht lebensbedrohlich, nicht spürbar und bleibe bei zwei von drei Frauen unentdeckt, betonte Dr. Gille. Es gefährde aber die Fruchtbarkeit. "Schätzungsweise 100.000 Frauen können bereits jetzt auf Grund einer abgelaufenen Chlamydien-Infektion keine Kinder bekommen", erklärte die Ärztin. Doch sexuell übertragene Krankheiten seien in Deutschland nach wie vor ein Tabuthema. Darum gebe es hier keine aussagekräftigen Daten über die Verbreitung der Infektion.

Mit der Anzahl der Sexualkontakte steigt das Risiko
"Seit 1991 sind nur noch HIV-Infektionen und Syphilis meldepflichtig", erklärt Dr. Gille. Das Berliner Robert Koch-Institut habe daher die Ärzte um Mithilfe gebeten, auch andere sexuell übertragbare Krankheiten zu melden. Nach einer ersten Auswertung stehe dabei die Chlamydien-Infektion an erster Stelle von insgesamt 1.400 registrierten Erkrankungen.

Man könne daher von einer "heimlichen Epidemie" sprechen, auch weil die meisten Jugendlichen nichts über das Bakterium wüssten. Das sei katastrophal, weil immer mehr Zeit vom ersten Sexualverkehr bis zum konkreten Kinderwunsch vergehe. Inzwischen seien es rund zehn Jahre, sagte Dr. Gille. Mit der Anzahl der Sexualpartner steigt aber das Risiko für eine Chlamydieninfektion. Nach zehn Partnern sei jede fünfte junge Frau infiziert. Um die Situation in den Griff zu bekommen, forderte die ÄGGF die Erhebung verlässlicher Daten sowie mehr ärztliche Aufklärung in Schulen.