Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in Armut

Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in Armut, in Großstädten sogar jedes fünfte. Die medizinische Versorgung und die schulische Ausbildung sind für sozial schwächer gestellte Kinder mangelhaft. Der Berufsverband der Kinder- & Jugendärzte möchte daher Politiker und Bevölkerung mit einer bundesweiten Plakataktion für diese Problematik "wachrütteln".

15% aller Kinder in Deutschland, d. h. mindestens jedes sechste Kind lebt in Armut, erklärt Dr. Michael Zinke, Hamburger Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- & Jugendärzte (BVKJ). In Großstädten ist es sogar jedes fünfte. 30% aller Kinder wohnen in Scheidungsfamilien. Ein Fünftel der Erwerbstätigen mit zwei und mehr Kindern lebt an der Armutsgrenze. Aufgrund dieser Fakten und wegen des dramatischen Gesundheitszustandes vieler Kinder protestiert der BVKJ mit einer bundesweiten Plakataktion unter dem alarmierenden Motto: "Weil du arm bist, musst du früher sterben!" gegen das Leben in sozialer Armut.

"Bessere Betreuung & medizinische Versorgung für alle!"
Viele Kinder, die in Armut leben, sind laut Dr. Zinke oft falsch ernährt. Deutschlandweit hätten gut 20% der Kinder Übergewicht. Das könne später das Risiko für Diabetes, Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen. Die Kinder- & Jugendärzte fordern in diesem Zusammenhang kostenlose Kindertagesstätten und Kindergartenplätze mit optimal geschultem Personal und guter Ausstattung. Dazu gehört ein qualifiziertes Angebot an Früh-, Bewegungs- und Sprachförderung gerade für Kinder aus sozial schwächeren Familien. Außerdem sei eine kontinuierliche Begleitung der Schulkinder durch einen Schularzt nötig sowie die Einführung des Pflichtfachs "Gesundheitslehre". Weiter muss der öffentliche Gesundheitsdienst ausgebaut und besser mit Sozialämtern und Kinder- & Jugendärzten vernetzt werden. Nur so können notwendige Vorsorgeuntersuchungen und empfohlene Impfungen für alle gewährleistet werden.

Kinder, die in Armut leben, sind auch anfälliger für Rauchen, Alkohol, Drogen, Gewalt und Kriminalität. Viele haben keinen Schulabschluß, sind psychisch überbelastet. Diese Probleme sollen in Zukunft vermehrt durch eine gezieltere Familienpolitik gelöst werden. Zinke fordert im Namen des BVKJ: "Kinder müssen wieder im Mittelpunkt der Familie stehen. Das Gefühl der Bedeutungslosigkeit kann sich bei Kindern in Aggression umwandeln. Auch in der Politik reichen jetzt Absichtserklärungen nicht mehr aus, es müssen unmittelbar Taten folgen."