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Jugendliche sollten Hepatitis-B-Impfschutz nachholen

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erinnert anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 19. Mai 2010 daran, dass heute 15-jährigen und älteren Heranwachsenden häufig ein Hepatitis-B-Impfschutz fehlt, obwohl dieser von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfohlen wird. Der Hauptübertragungsweg für diese virusbedingte Leberentzündung ist der Geschlechtsverkehr, sodass gerade Jugendliche einen Schutz benötigen ...

Alle noch nicht geimpften bzw. unvollständig geimpften Jugendlichen sollten ihre Grundimmunisierung gegen Hepatitis B nachholen, daran erinnert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 19. Mai 2010. „Säuglinge erhalten in Deutschland seit 1995 routinemäßig eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B. Doch die heute 15-jährigen und älteren Heranwachsenden haben es häufig versäumt, den Impfschutz nach den Vorgaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin nachzuholen. Der Hauptübertragungsweg für diese virusbedingte Leberentzündung ist aber der Geschlechtsverkehr, sodass gerade Jugendliche einen Schutz benötigen. Eine gute Gelegenheit dafür bietet die Vorsorgeuntersuchung J1 oder J2“, empfiehlt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin sowie Mitglied der STIKO. Laut dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey haben nur etwa die Hälfte der Teenager einen ausreichenden Impfschutz gegen Hepatitis B.

Das Hepatitis-B-Virus (HBV) wird durch kleinste Spuren von Blut, Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten übertragen und kann durch winzige Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute eindringen. Piercing, Tätowierungen oder verletzungsträchtige Mannschafts- und Kontaktsportarten wie Fußball sind mögliche Ansteckungsquellen neben Geschlechtsverkehr. Aber auch das gemeinsame Benutzen von Gegenständen des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Nagelscheren, Nagelbürsten, Zahnbürsten oder Rasierapparaten, mit denen man sich häufig geringfügig verletzt, kann zur Verbreitung der Krankheit beitragen. Das HBV ist 100-mal infektiöser als HIV, damit ist Hepatitis B die wichtigste sexuell übertragbare Erkrankung. Der Urin verfärbt sich bei Erkrankten oft dunkel, die Augen und die Haut gelb – deshalb auch der Name „Gelbsucht“. Die Leberentzündung kann chronisch werden, es kann sich in der Folge eine Schrumpfleber (Leberzirrhose) und in seltenen Fällen auch Leberkrebs entwickeln. In Deutschland gab es die letzten Jahre etwa 800 Neuerkrankungen pro Jahr.

Hepatitis A: Jüngere Generationen haben keine Immunität mehr Hepatitis A, ebenso eine hoch ansteckende Virusinfektion der Leber, verursacht keine chronischen Verläufe wie Hepatitis B. Doch steigen die Beschwerden und die Komplikationsgefahr mit dem Alter. „Hepatitis-A-Viren sind sehr beständig und werden durch Schmierinfektion übertragen, z.B. über verunreinigte Lebensmittel. „Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Hygienestandards in Deutschland noch mangelhaft waren, hatten sich fast alle Kinder – meist unbemerkt – mit dem Virus angesteckt und dadurch Immunität erreicht. Nun im 21. Jahrhundert infizieren sich die meisten Menschen erst im Jugend- oder Erwachsenenalter, wenn sie in Länder mit weniger strengen Vorschriften für Sauberkeit, z.B. in der Gastronomie, reisen. Deshalb wird Hepatitis A auch als Reisegelbsucht bezeichnet“, erklärt Frau Dr. Lindlbauer-Eisenach. Laut einer Schweizer Studie haben Urlauber aus Ländern, in denen Hepatitis A kaum mehr verbreitet ist, ein 80%-iges Risiko, sich woanders mit der Reisegelbsucht anzustecken. Das Hepatitis-A-Virus ist weltweit verbreitet und kommt besonders häufig in Afrika, dem gesamten südöstlichen Mittelmeerraum, dem Vorderen Orient, Indien, weiten Teilen Südostasiens und Südamerikas vor. Gelegentlich bilden heimgekehrte infizierte Reisende den Ausgangspunkt für kleinere Epidemien.

Aufgrund der Zunahme der eingeschleppten Fälle hat Österreich seit 2010 auch eine Hepatitis-A-Impfung als Standardimpfung für Kleinkinder in den Impfkalender aufgenommen. In Deutschland rät die Ständige Impfkommission Sachsens (SIKO) ebenso zu einer Hepatitis-A-Impfung ab dem 13. Lebensmonat. Als Prophylaxe für Touristen, die Ferien in gefährdeten Regionen machen wollen, wird die Impfung bundesweit von vielen Krankenkassen erstattet. Die STIKO empfiehlt u.a. für gefährdete Berufsgruppen und Kinder mit chronischen Lebererkrankungen, sich gegen Hepatitis A impfen zu lassen. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr ist aber ein Impfschutz auch für alle weiteren Bevölkerungsgruppen von Vorteil. Jährlich werden etwa 1.000 Deutsche neu mit einer Hepatitis A-Infektion gemeldet.

Jugendliche, die ihre Impfung gegen Hepatitis B bisher versäumt haben sollten mit ihrem Kinder- und Jugendarzt besprechen, ob nicht eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B sinnvoll ist, da Jugendliche sehr häufig auch unter schlechteren hygienischen Bedingungen reisen.