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Junge Raucher – junge Lungenkrebspatienten?

Experten befürchten eine Zunahme der Lungenkrebs-Erkrankungen auch bei jüngeren Patienten, da das Alter von Rauchern immer weiter sinkt. Der jugendliche Körper reagiert noch viel empfindlicher als ein erwachsener auf die Gifte im Zigarettenrauch. Darüber hinaus ist das Suchtrisiko umso höher, je früher ein Mensch mit dem Rauchen beginnt...

„Wir sehen eine Lawine von Lungenkrebs-Erkrankungen auf uns zukommen“, befürchtet der Lungenfacharzt Prof. Dr. Johann-Christian Virchow, Leiter des neuen Thoraxzentrums an der Universitätsklinik Rostock. Hintergrund für die Befürchtungen des Medizinprofessors ist, dass das Alter von Rauchern immer weiter sinkt. Einer Studie zufolge raucht knapp die Hälfte der 15- bis 16-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern mehr als eine Zigarette und rund 14% dieser Altersgruppe mehr als zehn Zigaretten pro Tag. 85% der Lungenkrebspatienten sind Raucher.

Frühes Rauchen besonders schädlich
Die nicht ausgereiften Organe von Jugendlichen würden von dem Zigarettengift viel mehr in Mitleidenschaft gezogen als die von Erwachsenen. „Die Folge ist, dass die Patienten immer jünger werden“, so Professor Virchow. Früher habe man im Alter von 18 oder 20 Jahren angefangen zu rauchen. In diesem Alter sei das Wachstum der Organe weitgehend abgeschlossen. Lungenkrebspatienten seien meist 60 Jahre und älter gewesen, wenn sie in der Klinik auftauchten.

„Das ist aber vorbei, meine jüngste Patientin war bislang 27 Jahre alt“, so der Mediziner. Lungenkrebs ist nach seinen Worten die am häufigsten tödlich verlaufende Krebserkrankung. Fünf Jahre nach der ersten Diagnose leben nur noch 5% der Betroffenen. Laut einer Studie des Norwegian Institute of Public Health in Oslo verdreifachen schon ein bis vier Zigaretten pro Tag das Risiko für Lungenkrebs und Herz-Kreislaufleiden.

Rauchfreie Schulen
Deshalb wollen sich die Mediziner im Thoraxzentrum auch um die Prävention kümmern. Sie laden Schulklassen ein, um mit den Jugendlichen über das Rauchen und dessen Folgen zu sprechen. Dr. Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte und seit vielen Jahren aktiv in der Tabakprävention tätig, erkennt zwar das große Engagement vieler Thoraxzentren an, bezweifelt allerdings wie viele andere Suchtpräventionsfachleute die nachhaltige Wirkung von Furchtappellen bei nicht rauchenden Schülern.

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Dr. Marianne Linke forderte jüngst die Einführung der rauchfreien Schule in MecklenburgVorpommern. Ausschlaggebend für das frühe Rauchen sei ein völlig falsch verstandenes Freiheits- und Erwachsenengefühl. „Dabei bemerken die Jugendlichen meist viel zu spät, dass die falsche Freiheit sie in eine Abhängigkeit führt.“ Über die Aktion „Be smart - dont start“ sollen die Jugendlichen bewegt werden, auf das Rauchen zu verzichten.

Auch die Kinder- und Jugendärzte fordern bundesweit rauchfreie Schulen, Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen, weitere Steuererhöhungen und Werbebeschränkungen sowie die Abschaffung von Zigarettenautomaten. Tabak gehört wie Alkohol zu den "Einstiegsdrogen für den Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen. Kinder und Jugendliche werden zudem durch Nikotin schneller süchtig als Erwachsene.

Hilfe für Aussteiger
Für die Jugendlichen, die bereits rauchen, hat das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ein erfolgreiches Rauchstopp-Programm entwickelt: "Just be smokefree". Infos unter www.justbesmokefree.de.