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Junge Sportler: Schläge auf die Brust vermeiden

Trifft ein harter Gegenstand den Oberkörper an einer bestimmten Stelle, zu einer bestimmten Zeit während des Herzschlags, kann dadurch das Herz aus dem Takt geraten. Da bei Kindern und Jugendlichen der Brustkasten noch weniger muskulös, weniger dick und wesentlich flexibler als bei Erwachsenen ist, haben sie ein größeres Risiko für dieses extrem seltene, aber lebensgefährliche Ereignis. Junge Sportler sollten deshalb wissen, dass Schläge auf die Brust gefährlich sein können ...

Stumpfe Schläge auf die linke Brustseite, z.B. beim Zusammenstoß mit einem Mitspieler, durch einen Ball oder Puck, können bei gesunden jungen Menschen lebensgefährliches Herzflimmern auslösen. „Dieses Kammerflimmern kann innerhalb von Minuten zum Tod führen, wenn nicht rechtzeitig eine ärztliche Versorgung erfolgt. Doch diese Unfälle sind extrem selten, da der Aufprall an einer bestimmten Stelle, mit einer bestimmten Wucht, an einer bestimmten Phase der Erregungsausbreitung in einem Zeitfenster von 10 bis 20 Millisekunden erfolgen muss. Normalerweise dauert ein Herzschlag 1000 Millisekunden – beim Sport teilweise 500 Millisekunden aufgrund eines schnelleren Herzschlags“, verdeutlicht Dr. Hermann Josef Kahl, Kinderkardiologe sowie Ausschusssprecher Prävention und Frühtherapie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Daher müssen mehrere unglückliche Umstände zusammentreffen, bevor das Herz durch einen Schlag aus dem Takt gerät.

Auswertungen der Daten eines amerikanischen Registers der Minneapolis Heart Institute Foundation über plötzliche Todesfälle bei Sportlern (The National Registry of Sudden Death in Young Athletes/ Minneapolis Registry) haben ergeben, dass insbesondere Jungen zwischen 10 und 18 Jahren von einem plötzlichen Herztod durch Brustschlag (Commotio cordis) betroffen sind. Über ein Viertel der erfassten Fälle waren sogar Kinder unter 10 Jahren. Junge Erwachsene um 25 Jahre oder älter machen nur 9% der Patienten aus. „Kinder sind besonders verletzlich, da ihr Brustkasten im Vergleich zu Erwachsenen noch weniger muskulös, weniger dick und wesentlich flexibler ist“, erklärt Dr. Kahl. In den letzten Jahren haben sich die Überlebensraten bei einer Commotio cordis („Herzerschütterung“) laut dem Minneapolis Registry deutlich verbessert. Vermutlich beruht dies auf einer breiteren Aufklärung in der Bevölkerung sowie der vermehrten Verfügbarkeit von automatischen Defibrillatoren.

„Trainer sollten Kinder vor den Gefahren eines Brustschlags warnen und z.B. auch davon abraten, einen Gegner, Ball oder Puck mit der Brust abzuwehren und stattdessen soweit wie möglich andere Verteidigungstechniken lehren. Gängiger Brustschutz kann eine Commotio cordis noch nicht sicher verhindern, nur eine extra dick ausgepolsterte Ausführung“, so Dr. Kahl. Bälle mit einem leichteren Kernstück und weicherem Mantel oder leichtere Varianten eines Pucks könnten mit dazu beitragen, Unfällen beim Kinder- und Jugendsport vorzubeugen.

Quelle: N Engl J Med