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Jungen schweigen meist bei Unterleibsschmerzen

Viele Männer leiden Jahrzehnte an chronischen Schmerzzuständen im Bereich der Prostata, die ihren Beginn in der Jugendzeit haben. Doch als Teenager sprechen Betroffene kaum mit Ärzten über Unterleibsschmerzen, obwohl in der Anfangsphase die Therapieaussichten besonders gut sind. Davon berichten kanadische Forscher in einer aktuellen Veröffentlichung ...

Viele Jungen leiden still, während Eltern, Ärzte und sogar Spezialisten nichts von deren Unterleibsschmerzen wissen. So das Ergebnis einer kanadischen Studie der Queens Universität. Demnach sind Jungen ebenso häufig von chronischen Beschwerden im Unterbauch, Beckenboden, in den Genitalien und Gesäßbereich - d.h. im weitesten Bereich der Prostata - wie erwachsene Männer betroffen. „Diese Symptome sind als chronische Prostataentzündung bekannt, obwohl sie in der Regel wenig mit einer akuten Prostataentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, gemein haben. Nur in seltenen Fällen sind Keime nachweisbar, die dann mit Antibiotika behandelt werden können. Es gibt viele Theorien über mögliche Auslöser, doch keine eindeutigen Belege für die Hypothesen“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Laut der kanadischen Untersuchungen sind etwa 8% der 16- bis 19-Jährigen davon betroffen.

Einrisse oder Krampfadern am Darmausgang bzw. im Enddarmbereich, Nervenstörungen bei den Muskeln im Blasen- und Beckenbodenbereich, Blasenverhärtungen, Verspannungen in Unterbauch, Beckenboden sowie den angrenzenden Gebieten können die diffusen, ziehenden oder brennenden Missempfindungen bewirken. Laut Prof. Dean Tripp, Professor für Urologie und Psychologie, und seinen Kollegen ging ihrer Studie die Beobachtung voraus, dass viele Männer schon Jahrzehnte an diesen chronischen Schmerzzuständen leiden. Der Beginn also bei den meisten in der Jugendzeit liegen musste. „In der Anfangsphase sind die Therapieaussichten besonders gut. Diese Chance verpassen viele, da sie ungern mit einem Arzt über ihr Problem reden. Doch wie andere chronische Schmerzzustände hat auch eine chronische Prostataentzündung negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Jugendlichen. Er kann sich von seiner Umwelt zurückziehen und hat ein erhöhtes Risiko, eine Depression oder Angsterkrankung entwickeln, da er sich ausgeliefert und hilflos fühlt“, gibt Prof. Nentwich zu bedenken. Da es kein Allheilmittel gegen die chronischen Schmerzen gibt, liegt nach Meinung der Kanadier die Hauptaufgabe der Kinder- und Jugendärzte bzw. behandelnden Ärzte in der optimalen individuellen Betreuung – körperlich und seelisch – des Jugendlichen, um ihm den Umgang damit zu erleichtern und im Idealfall das Problem zu lösen.