Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kehrt Polio zurück nach Europa?

Der gefährliche Erreger der Kinderlähmung (Poliomyelitis) wurde 2003 wieder in bereits für "poliofrei" erklärte Länder eingeschleppt. Denn gerade in vielen ärmeren Regionen Afrikas konnten aus Geldmangel keine Impfungen mehr an Kleinkinder verabreicht werden. Die große Gefahr ist, dass Reisende aus den letzten Polioländern das Virus einschleppen und neue Epidemien verursachen könnten. Die Impfbereitschaft darf daher auch in Deutschland nicht abreißen...

Massive Impfkampagnen der Weltgesundheitsorganisation WHO und ihrer Partner sollen die Kinderlähmung in den kommenden 12 Monaten weltweit ausrotten und vor einer Rückkehr in bereits poliofreie Länder schützen. In den sechs Ländern, in denen Polio noch auftritt, werden dafür 250 Millionen Kinder geimpft. 95% der neuen Fälle entfielen 2003 laut WHO auf Indien, Nigeria und Pakistan, weitere auf Afghanistan, Ägypten und Niger. In diesen sechs Ländern wurden im Jahr 2003 nach Auskunft des Kinderhilfswerks UNICEF insgesamt noch 667 Neuerkrankungen gezählt.

Von Nigeria aus wurde das Virus erneut in sechs ehemals poliofreie Länder Afrikas eingeschleppt, und zwar nach Kamerun, Tschad, Benin, Burkina Faso, Ghana und Togo. UNICEF befürchtet, das sich die fast ausgerottete Kinderlähmung wegen fehlender Impfungen erneut ausbreiten könnte. In vielen poliofreien ärmeren Ländern gebe es demnach aus Geldmangel keine Impfungen für Kleinkinder mehr. Dadurch wächst die Gefahr, dass Reisende aus den letzten noch verbliebenen Polioländern das Virus mitbrächten und es zu neuen Epidemien komme.

Es muss weiter geimpft werden!
Seit 1955 gibt es einen Impfstoff gegen die Kinderlähmung. Europa war im Jahr 2002 von der WHO für poliofrei erklärt worden. In Deutschland werden Kinder jedoch weiterhin aus Vorsorgegründen gegen die Krankheit geimpft. Denn ein Ansteckungsrisiko kann erst ausgeschlossen werden, wenn die Kinderlähmung weltweit besiegt ist.

Die WHO und UNICEF fordern deshalb, die Routineimpfungen in weiten Teilen der Welt aufrecht zu erhalten und in den Polioländern mit gezielten Impfkampagnen gegen die Kinderlähmung vorzugehen. In Nigeria erschweren allerdings ein schwaches Gesundheitssystem, mangelnde Unterstützung der Behörden, religiöse Vorbehalte hinsichtlich des Impfens und politische Instabilität den Kampf gegen die Kinderlähmung. Allein auf den nördlichen Bundesstaat Kano entfalle heute die Hälfte aller weltweit registrierten Polio-Erkrankungen.