Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kein Ende der Masernepidemie in der Schweiz

Die Masernfälle in der Schweiz nehmen erneut zu. Experten raten nichtgeschützten Pfingsturlaubern daher dringend zur Impfung gegen Masern...

Die Zahl der Masernfälle in der Schweiz ist erneut angestiegen. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern mitteilte, sind inzwischen mehr als 480 Menschen an Masern erkrankt. Jüngst betroffen ist der Kanton St. Gallen, wo fast täglich neue Erkrankungen gemeldet werden. Dieser Kanton an der Grenze zu Deutschland ist mittlerweile der neunte Kanton, der seit Ausbruch der Masernepidemie betroffen ist. Die meisten Fälle wurden mit 160 Fällen aus dem Kanton Wallis gemeldet. Weitere Erkrankungen wurden aus den Kantonen Schwyz, Freiburg, Zürich, Genf, Tessin, Bern und Waadt gemeldet. 25 Personen – die meisten davon Kinder und Jugendliche – mussten als Folge einer Masernerkrankung bisher in Hospitälern behandelt werden.



Hohe Dunkelziffer
"Wir gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Erkrankungen weit höher ist als die Fallzahlen, die uns vorliegen", so Hans-Peter Zimmermann vom BAG. Grund für die anhaltende Epidemie sind die mangelnden Durchimpfungsraten in der Schweiz. "Um diese gefährliche Virusinfektion einzudämmen, wäre eine Impfquote von über 90% nötig – leider gibt es manche Regionen in der Schweiz mit weniger als 80%", erläutert Zimmermann. Betroffen von der Epidemie sind vor allem ungeimpfte Kinder und Jugendliche. "Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit – als Komplikationen können Lungen-, oder Hirnentzündungen (Masernenzephalitis) auftreten", warnt der St. Gallener Kantonsarzt Felix Jungi. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit noch immer etwa 745.000 Menschen pro Jahr an den Folgen einer Masernerkrankung.

Schutzimpfung empfohlen
Da vor allem Kinder und Jugendliche betroffen sind, empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit Eltern, den Impfschutz ihrer Kinder zu überprüfen und ausgebliebene Impfungen umgehend nachzuholen. Gleiches gilt für ungeimpfte, junge Erwachsene, die in ihrer Kindheit keine Masern hatten. "Touristen, die über Pfingsten in die Schweiz fahren, sollten ebenfalls ihren Impfschutz überprüfen", rät Dr. Wolfgang Gempp vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Konstanz. Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin bekommen nur etwa 80% aller Kinder in Deutschland die erste Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), die zweite Impfung, die bis zum 23. Lebensmonat gegeben werden soll, erhalten nur 25% der Kinder. "Viele Eltern vergessen die notwendige zweite Impfung gegen Masern bei ihren Kindern – leider genauso wie ihre eigenen Auffrischimpfungen", kritisiert Dr. Gempp. Da Masern hochansteckend sind, hält Dr. Wolfgang Gempp es für möglich, dass die Epidemie auch Süddeutschland erreicht. "Unsere Impfquoten sind leider nicht besser als die der Schweiz – Masernausbrüche kommen auch in Baden-Württemberg immer wieder vor", warnt Dr. Gempp.