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Kein Fencheltee für Kinder unter 4 Jahren

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) rät dazu, Fencheltee erst ab vier Jahren zu verwenden. Zudem sollten auch stillende Mütter keine Lebensmittel konsumieren, die Fenchel enthalten. Fenchel galt bisher als gutes Hausmittel gegen Blähungen und Bauchschmerzen. Wissenschaftlich gibt es aber wenig Belege für seine Wirksamkeit.

„Fenchel enthält Estragol, das in Tierversuchen bei hohen Dosen zu Krebs in der Leber führte. Die Sicherheit für Säuglinge ist nicht nachgewiesen, da zudem die Menge von Estragol in den verschiedenen Teeangeboten stark schwankt“, so Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). Eine österreichische Untersuchung fand Fenchel-Tees mit geringen Mengen Estragol, aber auch gehaltvolle Tees, die die Menge der ersteren um fast das 60-Fache überschritten (78 µg gegenüber 4633,5 µg). Da Fenchel u.a. auch in Breis enthalten sein kann, will die EMA durch diese Empfehlung vermeiden, dass Babys schädliche Mengen konsumieren. Kinder unter 11 Jahren sollten Fencheltee deshalb auch nur sehr sparsam trinken.

Expert*innen können angesichts mehrerer Unsicherheiten, wie z.B. eine zusätzliche Aufnahme von Estragol über andere Lebensmittel bisher keinen genauen Grenzwert festlegen, bis weitere Daten über die krebsauslösende und erbgutverändernde Wirkung von Estragol vorliegen. „Estragol ist ein Haupt- oder Nebenbestandteil einer großen Anzahl von Pflanzen oder Pflanzenteilen, die für pflanzliche Arzneimittel und Gewürze verwendet werden, wie Anis, Basilikum, Sternanis, Piment, Muskatnuss, Lemongras, Estragon“, ergänzt Dr. Fegeler.

Gebrauch von pflanzlichen Heilmitteln mit Estragol bei älteren Kindern möglichst geringhalten

Zusammenfassend gilt der Sicherheitsaspekt, der bedeutet, den Verzehr von Estragol-haltigen Kräutern und Gewürzen über die gelegentliche Verwendung in der Küche hinaus einzuschränken, so die EMA. Sie schlussfolgert in ihrer Stellungnahme, dass die Aufnahme von Estragol in pflanzlichen Heilmitteln in der Allgemeinbevölkerung so gering wie möglich sein und nur kurzzeitig erfolgen sollte (Anwendungsdauer maximal 14 Tage). Als Richtwert für die Maximaldosis bei Erwachsenen und Jugendlichen wird beispielsweise 0,05 mg/Person pro Tag vorgeschlagen (bei einem Gewicht von ca. 50 kg). Doch auch dieser Richtwert ist letztlich nur eine Empfehlung. Um sie mit letzter Sicherheit abgeben zu können, sind noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich.

Quellen: EMA, Monatsschr Kinderheilkd, Int J Food Sci Nutr.
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.