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Keine Entwarnung bei Masern - höchste Erkrankungsrate seit fünf Jahren

Noch immer grassieren die Masern in Deutschland. Wie die Landesgesundheitsämter in den besonders betroffenen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Berlin berichten, steigt die Zahl der an Masern erkrankten Menschen in Deutschland weiter an ...

Noch immer grassieren die Masern in Deutschland. Wie die Landesgesundheitsämter in den besonders betroffenen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Berlin berichten, steigt die Zahl der an Masern erkrankten Menschen in Deutschland weiter an. In den beiden südlichsten Bundesländern sind seit Anfang des Jahres über 800 Menschen (Baden-Württemberg 495 Fälle, Bayern 322 Fälle) an Masern erkrankt. Ein 26-jähriger Mann starb Ende März in einer Münchner Klinik. Und auch aus Hessen (118) und Berlin (110) werden neue Erkrankungsfälle gemeldet. „Im Gegensatz zu früher erkranken jetzt immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene. Das hat offenbar zur Folge, dass sich die Masern auch während der Schulferien weiter ausbreiten können – denn es sind nicht so sehr die kleinen Kinder, die sich anstecken. Sie sind aufgrund der steigenden Impfquoten im Schul- und Vorschulalter mittlerweile besser geschützt. Der hoch ansteckende Erreger verbreitet sich unabhängig von Schulferien unter den jungen Erwachsenen, da es hier große Impflücken gibt. Diese Altersgruppen sind aber schwer zu erreichen, weil sie ihre Gefährdung nicht kennen und nur selten zum Arzt gehen. Insofern ist das eine schwierige Situation für uns“, erläutert Dr. Martin Terhardt vom BVKJ, der als niedergelassener Kinder- und Jugendarzt Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin ist. Nach Angaben des RKI hat sich die Zahl der Erkrankungen gegenüber dem Vorjahr bereits verdreifacht. Seit dem großen Masernausbruch in Nordrhein-Westfalen im Jahre 2006 sind in den ersten sechs Monaten eines Jahres in Deutschland noch nie so viele Menschen an Masern erkrankt.

Ärzte raten dringend zur Impfung – auch in den beliebtesten Reiseländern verbreiten sich die Masern
Und nicht nur Deutschland erlebt eine Masernepidemie. In Frankreich sind von Januar bis April mehr als 10.000 Menschen erkrankt – sechs Fälle endeten tödlich. Vor allem der Südosten und Süden des Landes ist massiv betroffen. Auch aus Italien (ca. 1.700) und Spanien (1.144) wurden bis Mai viele Fälle gemeldet. In Großbritannien (ca. 500) der Schweiz (516) und Belgien (231) sind seit Anfang des Jahres die Masern im Umlauf – auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen rückläufig ist. „ Masern sind für Erwachsene noch gefährlicher als für Kinder, da die Komplikationsrate höher ist. Lungen- und Augenentzündungen sind häufig - wenn das Virus ins Gehirn gelangt, wird es lebensgefährlich. Es gibt keine Therapie gegen Masern – die Impfung ist der einzige, dafür aber sehr sichere Schutz. Wer also die Masern selbst nicht durchgemacht hat oder nur einmal in seinem Leben geimpft wurde, sollte sich impfen lassen“, appelliert Dr. Sebastian Dieckmann, Leiter der tropenmedizinischen Ambulanz des Institutes für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit in Berlin. Die STIKO empfiehlt eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) für alle nach 1970 geborenen Jahrgänge. Diese Impfung wird von allen Krankenkassen erstattet. „Die Überprüfung des Impfschutzes ist auch vor Reisen in das europäische Ausland unbedingt zu empfehlen. Das gilt für die Masern genauso wie für die klassischen Reiseimpfungen gegen Hepatitis A und B, die ebenfalls von vielen Krankenkassen erstattet werden“, rät Dieckmann.

Quelle: ECDC, Institut de veille sanitaire - Département des maladies infectieuses