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Killen am Computer ist kein harmloser Kinderspaß

Ist es harmlos, wenn Kinder am Bildschirm eines Computers auf virtuelle Menschen ballern? Die kontroverse Diskussion darüber hat neue Aktualität bekommen, seitdem in der großen Koalition auch über ein Verbot solcher Spiele in Deutschland nachgedacht wird…

Über den Einfluss von aggressiven Computerspielen, bei denen sogar virtuell Menschen getötet werden, gibt es unterschiedliche Stellungnahmen. Nun wird auch über ein Verbot dieser Spiele nachgedacht. Die Gegner eines Verbots, darunter vor allem Medienwissenschaftler und die Computer-Lobby, führen ins Feld, es sei wissenschaftlich nicht nachweisbar, dass Kinder und Jugendliche mit solchen Killerspielen reale Gewalt übten. „Was wir aber wissen, ist, dass das Spielen solcher Spiele zur Abstumpfung gegenüber realer Gewalt in der mitmenschlichen Umgebung führt und dass die eigene Gewaltbereitschaft zunimmt“, warnt hingegen der Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer.

Einfaches Spielprinzip bevorzugt
Auf jeden Fall üben Gewaltspiele eine für Erwachsene häufig kaum nachvollziehbare Faszination auf Kinder und Jugendliche aus. „So genannte Ego-Shooter sind unter anderem deshalb so beliebt, weil sie von allen Computerspielen das banalste Spielprinzip innehaben. Viele Kinder und Jugendliche, die den ganzen Tag mit solchen Spielen verbringen, kennen gar keine anderen Computerspiele oder haben weder die Geduld noch die Fähigkeit, einem komplexen Spielprinzip zu folgen“, erklärt der Leiter des Büros für Kindermedien in Berlin, Thomas Feibel. „Es gibt jede Menge brutaler und zynischer Computerspiele, die absolut nichts in den Händen von Kindern und Jugendlichen zu suchen haben. Da helfen nur harsche Verbote.“ Deutschlands Nachbarland Österreich will vorerst durch die Bewertung "guter" Spiele die „schädlichen“ verdrängen. Seit November 2005 ist die "Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspiele" (BUPP) online.

Computerspiele sind „spannender“ als Schulwissen
Ein Computer im Kinderzimmer kann nach dem Urteil von Experten auch die Leistungen in der Schule beeinflussen. Das kriminologische Forschungsinstitut in Hannover hat bei einer Repräsentativbefragung von 6.000 Viertklässlern und 17.000 Schülern neunter Klassen festgestellt, dass der Besitz eines PC im eigenen Zimmer bei den Jungen die tägliche Spielzeit je nach Alter und Schultyp um 40 bis 90 Minuten erhöht. Das beeinflusst nach dem Befund von Neurologen ebenfalls die schulische Leistungsfähigkeit, weil die Konzentrationsfähigkeit leidet und das im Kurzzeitgedächtnis flüchtig gespeichertes Schulwissen teilweise durch die emotional hoch besetzten Bilder der Gewalt verdrängt wird.