Kinder liegen heute etwa eine halbe Stunde länger in den Betten als noch vor hundert Jahren. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Schlafforschers Christoph Randler von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die im Fachmagazin „Somnologie“ (Bd. 13, S. 89) veröffentlicht wurde. Die 10- bis 14-Jährigen stehen demnach zwar etwa zur selben Zeit auf wie die Kinder im Jahr 1907, fallen aber eine halbe bis ganze Stunde eher ins Bett.
Randler hatte Datenbanken nach Schlafstudien durchforstet und war anhand der Referenzlisten immer weiter zurückgegangen. Dabei stieß er auf die Studie von 1907, bei der Eltern aus der Mittel- und Unterschicht im Zentrum Berlins nach den Schlafgewohnheiten ihrer Sprösslinge befragt worden waren. Der Vergleich mit aktuellen Analysen von 2006 bis 2008 ergab dann die Differenzen.
Eine mögliche Erklärung sei, dass Kinder früher viel mehr mithelfen mussten, schreibt Randler in dem Blatt. Sie hätten gearbeitet, im Haushalt geholfen und ihre kleineren Geschwister betreut - und deshalb erst spät ins Bett gehen können. Dies veränderte sich - nicht zuletzt wegen des Wirtschaftswunders. Studien aus den 70ern zeigen Randler zufolge, dass die Kinder zu jener Zeit sogar noch deutlich länger schlummerten als der heutige Nachwuchs.